28. Clubvergleichsschau


Giesen vor den Toren der Domstadt Hildesheim in Niedersachsen war am zweiten Wochenende im Oktober des vergangenen Jahres der Treffpunkt für die Neuseeländerzüchter Deutschlands.
145 Züchter/innen aus 17 von 20 dem ZDK angegliederten Clubs waren der Einladung des Neuseeländerclubs Hannover gefolgt und stellten insgesamt 914 Tiere, davon 556 Rote und 358 Weiße Neuseeländer aus. Sicher wurden damit die Erwartungen der Organisatoren nicht ganz erfüllt, da gegenüber den Vorjahren die Zahl der ausgestellten Tiere sich um ca. 100 verringerte. Einerseits traten nach Aussagen einiger Vorsitzender bei etlichen Zuchten enterocolitisähnliche Seuchenzüge auf, andererseits standen auch 2-3 Wochen später bei den Clubs eigene Ausstellungen an; sicherlich waren dies zwei wesentliche Gründe, die als Ursache für die abnehmende Tierzahl angeführt werden könnten.
Neben dem Gastgeber waren die Clubzüchter aus Thüringen, aber auch die aus Bayern trotz der weiten Anreise in den Norden mit über 100 Tieren vertreten.

Organisatorischer Ablauf und Eröffnung
Die mit den Tiertransporten anreisenden 80 Gäste wurden in Messehotels eines Nachbarortes untergebracht. Ideal war auch die Tatsache, dass der obligatorische Züchterabend in einem Lokal gegenüber den Hotels abgehalten werden konnte, und somit keiner der Gäste am Samstagabend sich hinters Steuer setzen musste.
Am Bewertungstag wurde für die Gäste bei Kaiserwetter eine Tagesbusfahrt in die nähere Umgebung nach Einbeck und nach Fredelsloh, einem Künstler- und Töpferort im Solling, organisiert. Bereits freitagabends konnten die Züchter/innen die Bewertung ihrer Tiere einsehen, was zur Folge hatte, dass prompt einige Beschwerden bezüglich des Preisrichterurteils eingelegt wurden, die aber letztendlich versöhnlich geregelt wurden.

Die Eröffnung am Samstagvormittag konnte leider vom Schirmherrn MdB Bernhard Brinkmann nicht persönlich vorgenommen werden, da er aufgrund der Ereignisse am
11. September in den USA als Abgeordneter in Berlin gebunden war. Stellvertretend für ihn übermittelte der Bürgermeister der Gemeinde Giesen, Ferdinand Rössig, die Grüße an die Anwesenden. Er betonte dabei, dass die Züchter/innen, die sich ohne Gewinnorientierung und mit großem Engagement der Rassekaninchenzucht widmen, zu wichtigen Bewahrern eines Kulturgutes geworden sind.
Für den Landesverband Hannover überbrachten Clubobmann Ernst Isler und für den Kreisverband Hildesheim der 1. Vorsitzende, Manfred Schlamm, die Grußworte.

Tiere in der Kritik
Bewertet worden sind die Tiere nach dem ABCD-Sytem von insgesamt 16 Preisrichtern; jeder Vierer-Gruppe stand ein sog. Tischobmann vor, der gleichzeitig die Sammlungskarten schrieb.

Neuseeländer rot
Bei den 556 Roten wurden 16 Einzeltiere und 135 Zuchtgruppen gemeldet, wobei 8 Zucht-gruppen (das sind 5,7 % der Meldungen) nicht angeliefert wurden. 9 Tiere erhielten das Urteil „nb“, dreimal soviel hingegen wurden mit dem Prädikat „vorzüglich“ ausgezeichnet.
Aufgrund des frühen Ausstellungstermins und auch aufgrund der Tatsache, dass die Tiere erst unmittelbar vor der Bewertung gewogen wurden, aber am Vortag bereits lange und sicher auch anstrengende Transporte hinter sich hatten, einigten sich die Preisrichter auf 100 g Kulanz unterhalb des Normalgewichts von 4 kg. Trotzdem bekamen 9 Tiere in der Position 1 nicht die volle Punktzahl.
Besonders ärgerlich war für die betroffenen Züchter zweimal die Bemerkung „oB“ aufgrund einer Doppeltätowierung im rechten Ohr. Sowohl „weiße Büschel in der Decke“ als auch „Wammenansatz“ oder „anhängender bzw. gespaltener Penis“ waren Gründe für „nicht befriedigend“.
„In Körperform und -bau (Pos. 2) werden die Roten zunehmend besser und auch die Unterschiede zwischen den Zuchten zunehmend geringer“, betonte Obmann Herbert Sillmann bei der abschließenden Tagung in seinem Bericht. Bestätigt werden konnte seine Aussage durch die Tatsache, dass fünfmal in dieser Position 19,5 Pkt. sowie bei weiteren 15 % aller Tiere 19 Pkt. vergeben wurden. Ca. ein Fünftel der ausgestellten Tiere erhielten 18 Pkt. und weniger und damit auch eine für die Zucht richtungsweisende Kritik: Schmale bzw. leicht durchtretende Vorderläufe sowie lose Fellhaut, die deutlich mit Punktabzug versehen wurde, waren ebenso nachzulesen wie lose Schulterpartie. In Zukunft sind auch die in diesem Jahr noch vereinzelt auftretende lose Fellhaut an den Hinterschenkeln sowie die knochige Rückenlinie, die auch bei gut genährten Tieren auftrat, zu beachten. Ein Augenmerk sollte auf die „etwas kurze Blume“ gelegt werden, die sich in einigen Zuchten zu manifestieren beginnt.
Trotz des milden Spätsommerwetters waren der Großteil der Felle in einem nahezu ausgereiften, beachtenswert guten Zustand, was sicher auf den vorher kühlen Septembermonat zurückzuführen war. Vorzügliche Fellträger (20 x 14,5 Pkt.) waren ebenso anzutreffen wie Vertreter mit etwas langer Granne und gleichzeitig fehlender Unterwolle. Tiere mit „schwach behaartes Genick“ wurden ebenso mit Punktabzug versehen wie solche mit „dünn behaarten Hinterläufen“. Nur 40 Tiere (= 7 %) erhielten 13 Pkt. und weniger, so dass der Aufwärtstrend der letzten Jahre in dieser Position anhielt.
Vertreter mit faltigen oder etwas langen Ohren waren kaum noch zu sehen; Rammler mit ausgesprochen fleischigem Ohr neigten gleichzeitig zu etwas breiter Ohrenhaltung, überzeugten aber wiederum in ihrer Kopfbildung mit breiter Stirnpartie und ausgeprägter Backenbildung. Gerade in dieser Position traten zwischen den Zuchten noch die deutlichsten Unterschiede auf, wobei natürlich zu berücksichtigen ist, dass ein im März oder April geborener Rammler gerade in der Kopfbildung nicht mit einem älteren Vertreter zu vergleichen ist.
Da die Lichtverhältnisse in der Mehrzweckhalle optimal waren, konnten auch die Deckfarbe und Gleichmäßigkeit objektiv beurteilt werden. Teilweise weiß durchsetzte bzw. mit weißem Büscheln versehene Ohrenränder wurden genauso gut erkannt wie ein rußiger Anflug an den Ohrenrändern, der gegenüber den Vorjahren wieder häufiger anzutreffen war. Manche auf den ersten Blick vorzügliche Deckfarbe wies beim Verdichten der Behaarung im Beckenbereich einen dunklen Schleier auf. Die hellen Kinnbackeneinfasssungen sollten in Zukunft durch strenge Zuchtauswahl genauso von der Bildfläche verschwinden wie die im Schoßbereich deutlich aufhellenden Decken. Die Behaarung zweier Tiere war im Afterbereich „reinweiß“ und wurde laut Standard mit „nb“ geahndet. Auch die wieder häufiger auftretenden hellen Krallen müssen verstärkt in den Blickpunkt der Züchter rücken.
Ebenso sollte die vorletzte Position „Unterfarbe“, ehemals Schokoladenseite der Roten und von vielen Züchtern als „Ausgleichsposition“ bezeichnet, zukünftig wieder beachtet werden. Auch wenn 95 % aller Tiere 9,5 oder 10 Pkt. bekommen haben, ist die Aufhellung oder weiße Durchsetzung der Unterfarbe ein erstes Signal für erhöhte züchterische Aufmerksamkeit.
Bei der Pflege gab es im Einzelfall Kritik aufgrund verschmutzter Läufe und sog. „Rollschuhen an den Krallenenden“, die mit Sicherheit nicht auf Transport und Käfigunterbringung zurückzuführen waren.

Neuseeländer weiß
Die 358 weißen Vertreter wurden in 89 Zuchtgruppen, von denen 4 fehlten, und 2 Einzel-tieren ausgestellt. Die Tatsache, dass 42 Tiere (= 12 %) die Höchstnote „vorzüglich“ (2×98; 11×97,5; 29×97) bekamen, weist darauf hin, dass sich die Zucht der Weißen gegenüber den Vorjahren deutlich im Aufwind befindet. Selbst die 6 „nb“-Tiere, davon 5 Rammler mit „Wammenansatz“ bzw. „angewachsenen Penis“ waren in den Augen der Züchter höchst umstritten. Nur eine Häsin mit „Bauchwamme“ entsprach zweifelsfrei nicht mehr dem Standard.
Nur zwei Tiere erreichten auf der Waage nicht ihr Normalgewicht, hingegen reichten v. a. die im Januar und Februar Geborenen oftmals an die Gewichtsobergrenze von 5 kg heran.
120 Vertreter erhielten in der Position 2 19 Pkt., sechs gar 19,5 Pkt. (= 35 %), hingegen 40 nur 18 Pkt. und weniger. Bereits diese Statistik lässt erkennen, dass die Züchter die Körperformen deutlich verbessert haben. Die in den Vorjahren v. a. bei Häsinnen meist notierte Bemerkung „loses Brustfell“ oder „lose Fellhaut“ war nicht häufiger nachzulesen als „leicht überstehende Hüftknochen“. Kritisiert wurde der Stand der Tiere, der mit einer gewissen Bodenfreiheit gewünscht wird.
Bereits die hohen Ummeldezahlen bei den Weißen haben erkennen lassen, dass im Gegensatz zu den roten Vettern die dichten und kräftigen begrannten Felle zu diesem Ausstellungszeitpunkt noch nicht erreicht waren. Um es vorwegzunehmen, nur die Tiere der Züchter, die sich auch in der Siegerliste wiederfanden, wurden in Position 3 „Fell“ durchwegs mit 14 oder 14,5 Pkt. bewertet. Die Felle mit grober Begrannung und solcher mit geringer Unterwolle (13 Pkt. und weniger) gehörten zumindest bei dieser Ausstellung bis auf wenige Ausnahmen der Vergangenheit an.
Die beiden Paradepositionen sind und werden weiterhin „Kopf“ und „Ohren“ sein.
Bei Position 4 wurden nahezu in gleicher Häufigkeit 14,5 und 15 Pkt. vergeben, während bei der 5. Position die Höchstpunktzahl sparsamer vermerkt wurde. Da vorwiegend 14,5 und
14 Pkt. auf der Bewertungsurkunde standen, wurde auch kaum Kritik angeführt.
In der Position „Farbe und Gleichmäßigkeit“, in der eine rein weiße Deckfarbe, die sich über den gesamten Körper erstreckt, gefordert wird, konnten die Tiere durchwegs mit 9,5 und
10 Pkt. beurteilt werden. Drückten die Preisrichter aufgrund der teilweise weiten Transportwege der Tiere bei Läufen mit grauen oder gelben Anflug noch ein Auge zu, wurde dieser leichte Fehler, der die Bauchseite oder gar den Kopf erfasste, mit deutlichem Punktabzug bestraft.
Nur bei einem einzigen Tier wurde bei der Pflege 0,5 Punkte abgezogen, was wiederum für die Sorgfalt der Züchter bei der Haltung dieser Rasse spricht.

Meister und Sieger
Neuseeländer rot

Die Meisterschaft auf 10 beste Tiere entschied der Club Berlin-Mark Brandenburg mit
968 Pkt. zu seinen Gunsten vor den Clubs Bayern und Württemberg-Hohenzollern, die
1/2 Punkt dahinter folgten.
Den Titel eines Deutschen Clubmeister errang Günther Müller vom Club Hessen-Nassau mit überragenden 387,5 Pkt. In dieser Zuchtgruppe überzeugten v. a. 2 Häsinnen, die mit
97,5 Pkt. zur absoluten Spitze der Rasse gehörten. Mit 2 Punkten Abstand folgten insgesamt
6 Zuchtgruppen, jedoch nur Franziska Geiger aus Bayern, Uwe Paulenz aus Berlin-Mark Brandenburg sowie Bernd Schaal vom Club Württemberg-Hohenzollern konnten die Ränge zwei und drei belegen.
Wie groß die derzeitige Leistungsdichte in dieser Rasse ist, wurde durch die Tatsache belegt, dass weitere 47 ZG eine Bewertung zwischen 385 und 383 Pkt. aufwiesen.
Der beste 1,0 kam aus der Zucht von Lothar Scholz; dieser Züchter bekam auch einen „Steinhasen“ für die besten 2,1 überreicht.
Die beste 0,1 mit 97,5 Pkt. zeigte Wolfgang Krause aus Thüringen.
Den Hartjes-Gedächtnis-Preis auf 7 beste RN mit 676,5 Pkt. errang Erich Feigl aus Bayern.
Die Gruppensieger gehörten folgenden Züchtern: Uwe Paulenz und ZGM Burdinski/Burgsthaler (Berlin-Mark Brandenburg), Heinz Lachmann und Günther Wassermann (Kurhessen), Kurt Schönberg (Hamburg) Jörg Zschieschang (Hannover) Günther Müller (Hessen-Nassau) Walter Burkhard (Württemberg-Hohenzollern) sowie Roland Meiz (Thüringen).

Neuseeländer weiß
Der Gastgeber Hannover hatte bei den 10 besten WN die Nase mit 971 Pkt. vorn, auf den Rängen zwei und drei folgten die Clubs aus Württemberg-Hohenzollern und Thüringen mit je 970,5 bzw. 970 Pkt.
Einen nicht alltäglichen Erfolg erzielte Ernst Baier aus Sachsen-Anhalt, bisher nur den Insidern unter den WN-Züchtern bekannt. Er konnte nicht nur die beste ZG mit 390 Pkt. (1×97; 2×97,5; 1×98 Pkt.) vorweisen, sondern gleichzeitig die beste 0,1 mit 98 Pkt. sowie den Dr-Kissner-Gedächtnis-Preis (auf 7 beste WN) mit 680,5 Pkt. und die besten 2,1 mit 293 Pkt. vorweisen. Dieses Ergebnis konnten seine stärksten Konkurrenten nur neidlos anerkennen.
Die zweitbeste Zuchtgruppe zeigte Uli Hartmann aus Württemberg-Hohenzollern mit
388,5 Pkt., dem auch der beste 1,0 mit 98 Pkt. gehörte.
Gleich drei Züchter folgten mit 388 Pkt., dabei mussten die Züchter Helmut Bohne aus Hannover und Hermann Studener aus Bayern Jürgen Funke aus Thüringen den Vortritt lassen.
Weitere 50 Zuchtgruppen hatten eine Bewertung zwischen 387,5 und 383 Pkt. erreicht.
Dies macht wiederum deutlich, dass die in den Vorjahren immer wieder festgestellte Stagnation in dieser Rasse überwunden erscheint.
Die sechs Gruppensieger stammten aus folgenden Zuchten: Helmut Bohne und Karl-Ernst Schubert (Hannover), Ernst Baier (Sachsen-Anhalt), Siegfried Hedwig (Bayern) sowie Jürgen Funke (Thüringen).

Fazit
Obwohl das Meldeergebnis dieser 28. Clubvergleichsschau hinter den Erwartungen der Organisatoren zurückblieb, kann von einer gelungenen Veranstaltung gesprochen werden. Die Züchter/innen und Gäste waren nicht nur mit ihrem Quartier zufrieden, sondern lobten auch den stringenten organisatorischen Ablauf.
Mit dem Katalog, in dem alle Bewertungspositionen einzeln ausgedruckt waren, ist dem Gastgeber eine Premiere gelungen.
Die Vergleichsschau 2002 wird von den Thüringer Zuchtfreunden organisiert werden. Die traditionelle Ostertagung zur Vorbereitung dieser Ausstellung findet in Schwarzburg im Thüringer Wald vom 29. bis 31. März 2002 statt. Ansprechpartner ist der 1. Vors. des Thüringer Clubs, Herbert Sillmann, Tel. 036428-41049.

NEUSEELÄNDERCLUB HANNOVER
Lorenz Paulus (1. Vorsitzender)

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