38. Clubvergleichsschau
Bremer Zuchtfreunde erweisen sich als kompetente Gastgeber
Bereits zum vierten Mal war mit Bremen der kleinste Neuseeländerclub im ZDRK unter der bewährten Führung des agilen, nahezu unverwüstlichen Heinz Zippel Gastgeber einer Clubvergleichsschau. Rund 100 Züchter aus 17 Clubs folgten dem Ruf der Bremer in den hohen Norden nach Bremerhaven. In der Licht durchfluteten Hans-Gabrich-Halle waren insgesamt 569 Tiere, 386 Rote Neuseeländer und 183 Weiße Neuseeländer, untergebracht und während der Ausstellungstage vom Personal bestens versorgt worden.
Die Clubs aus Hannover, Thüringen und Bayern stellten bei dieser Schau in der genannten Reihenfolge die meisten Tiere aus.
ZDRK-Präsident Peter Mickmann und LV-Vorsitzender Detlef Knopf führten die Riege der Ehrengäste an, die zudem noch durch den Schirmherrn der Schau, Herrn Neuhoff, Dezernentfür Sport und Freizeit der Stadt Bremerhaven, ergänzt wurde. Alle drei betonten bei der Eröffnung, wie wichtig die Durchführung einer Vergleichsschau und die damit angereisten Gäste für diese Region seien. Peter Mickmann hob zudem hervor, dass Clubzüchter sowohl Rassekaninchenzüchter als auch Leistungszüchter seien und damit das Ziel, gesunde, widerstandsfähige und erbfeste Tiere zu züchten, oberste Priorität haben sollte. „Die Rassekaninchenzucht hat eine gute Darstellung in der Gesellschaft verdient“ schrieb Schirmherr Neuhoff in seinem Grußwort und alle Besucher und Gäste der Schau konnten sich in der reichhaltig geschmückten Hans-Gabrich-Halle von dieser Aussage überzeugen.
Tiere in der Kritik – Weiße Neuseeländer
Die 183 Weißen Neuseeländer wurden in 45 ZG ausgestellt und ebenso wie die Roten Neuseeländer nach dem ABCD-System von insgesamt 8 Preisrichtern, selbst Clubzüchter, bewertet. Als Obleute fungierten Peter Mickmann und Detlef Knopf, unter deren kritischen Augen sich 23 v-Tiere (ca. 23 %, davon 27mal 97,0 Punkte; 12mal 97,5 und 3mal 98 Punkte) herauskristallisierten. Dazu kamen noch 64 hv- und ebenso viele sg-Tiere; die beiden nb-Tiere (Wamme und Geschlechtsmissbildung) konnten statistisch gesehen dieses hervorragende Bild kaum trüben.
Dieses bereits in vorhergehenden Vergleichsschauen überproportional gute Ergebnis bestätigte sich abermals. Zwar nimmt die Zahl der ernsthaften WN-Züchter kontinuierlich ab, aber in gleichem Maße rückt die Qualität der Spitzenzuchten immer näher zusammen. Hierbei besteht natürlich auch die Tendenz, dass sich Exklusiv-Zirkel unter den herausragenden Züchtern bilden, die ihre besten Tiere unter sich tauschen und damit natürlich der Verbreitung wertvollen genetischen Erbgutes entgegenwirken. Nur so ein Gedanke des Autors!
Jedenfalls sollte in den Clubs alles unternommen werden, um die Zahl der WN-Züchter wieder deutlich zu erhöhen.
Bei der Auswertung der Bewertungsergebnisse durch den WN-Rassesprecher Hartmut Peters hat sich aber deutlich gezeigt, dass in vielen Zuchten bezüglich der Qualität noch Nachbesserungen erforderlich sind. Bereits beim Gewicht, das bei WN zwischen 4 und 5 kg liegen soll, wurde festgestellt, dass etliche Januartiere gerade noch knapp das Normalgewicht erreichten. Peters empfahl den Züchtern, ihre Zucht nicht auf diesen leicht gewichtigen Tieren aufzubauen.
Tiere mit eckigen Hinterpartien waren ebenso vertreten wie solche mit loser Fellhaut. Auch wurden vereinzelt abstehende Schenkel, schmale Schulterpartien sowie „langer Auftritt“, was ein Durchtreten der Vorderläufe andeutet, bemängelt. Das Fellhaar war bei der Mehrzahl der Tiere trotz des frühen Ausstellungstermins ausgereift, nur selten wurde die Haarung (auch als „Umbruch“ bezeichnet) für die noch fehlende Struktur auf den Urkunden vermerkt. Deutlich hervortretende Stirnbüschel, schwach behaarte Zehenballen an den Vorderläufen sowie weiche und etwas lang begrannte Felle stellen jedoch unerwünschte Mängel dar. „Ungleiche Haarlänge an der Brust“ kann durchaus haarungsbedingt sein, zeigt aber eher das unbeabsichtigte Bemühen des Züchters auf, seine Tiere für die Schau „fertig zu machen“. 50mal wurde die 15 (entspricht 27 %) als Kopfnote vergeben, hingegen wurden beim Ohr nur 9mal die 15 Punkte auf die Bewertungsurkunde geschrieben. Die beiden Positionen sind seit Jahren kaum noch steigerungsfähig.
Hingegen wird von vielen Züchtern erwartet, dass ihre Tiere in Position 6 bereits 10 Punkte erreichen, wenn sie rein weiß sind; dabei wird aber ignoriert, dass die Deckfarbe auch mit gutem Glanz versehen sein soll und ebenfalls Bauchseite und Läufe mit eingeschlossen sind. Die in Vergangenheit oftmals bei WN in den Positionen 4 bis 6 vergebene Maximalwertung (15, 15, 10) ist bei überregionalen Schauen eher die Seltenheit.
Meister und Sieger
Wie bereits im vorhergehenden Absatz angedeutet, lag wiederum die Spitze bei den WNZüchter sehr nah zusammen und dies wurde auch durch die Bewertung belegt. Insgesamt wurden 3 Zuchtgruppen mit 388,5 Punkten bewertet; mit ZG 2 hatte Jürgen Castens vor Hartmut Peters (beide Club Bremen) und Dietmar Fiedler (Thüringen) das Rennen für sich entschieden. Einen Wimpernschlag dahinter mit 0,5 Punkten Abstand folgte Ulrich Klaus (388,0 Pkt., Saar), der Vergleichsmeister des Vorjahres.
Weitere hoch bewertete Zuchtgruppen zeigten: Hoffmann Harri (Thüringen 387,5 Pkt.), Bollmann Hans-Joachim (Saar), Beckmann Andreas (Westfalen), Baier Ernst (Sachsen-Anhalt) und Richter Wolfgang (Sachsen) mit je 387,0 Punkten.
Den besten 1,0 stellte Dietmar Fiedler (Thüringen), die beste 0,1 gehörte Wilfried Stamm (Bremen) mit jeweils 98 Punkten.
Die Gruppensieger züchteten Jürgen Castens (98 Pkt.), Hartmut Peters (97,5 Pkt.) sowie Ernst Baier (97,5 Pkt.) und Jürgen Meier (97,5 Pkt., Hannover).
Den Heinrich-Hartjes-Gedächtnispreis (auf 7 beste Tiere) errang ebenfalls der erfolgreichste Züchter dieser Vergleichsschau, Jürgen Castens.
Die besten 2,1 eines Züchters erreichte Hartmut Peters mit 292,0 Punkten.
Die Meisterschaft (auf 3 beste Zuchtgruppen) konnte der Gastgeber Bremen mit 1163,5 Pkt. (2x 388,5 Pkt. und 386,5 Pkt.) für sich verbuchen; mit 1 Punkt Abstand folgte der Club Thüringen und 2 Punkte Differenz zum Meister der Club Saar.
Rote Neuseeländer
Einen Überblick über die derzeitige Qualität der 386 ausgestellten Roten gab Rassesprecher Uwe Paulenz, wobei er mit dem für die Züchter wenig Erfreulichem begann. 2 Tiere wurden von der Bewertung ausgeschlossen (oB), eines wegen starkem Nasenausflusses, das andere wegen einer Doppeltätowierung im rechen Ohr, ärgerlich!
6 RN wiesen starke Fehler auf, Gründe hierfür waren Wammenansatz, Kahlstellen am Hinterlauf, schiefe Blume und stark weiß durchsetzte Decke. Positiv hingegen war zu vermerken, dass 26 Tiere (rund 7 %) die Bewertung vorzüglich (3mal 97,5 Pkt., 23mal 97,0 Pkt.) erhielten. 103 Tiere (= 27 %) erhielten das Prädikat hv und
233 Tiere (= 60 %) fanden sich im sg-Bereich wieder. Ein nicht unerheblicher Anteil (6 %) der Tiere sind bereits aufgrund deutlicher Gewichts- und Entwicklungsdefizite im g-Bereich gelandet.
Die Bemerkungen eckige Hinterpartien, lose Brustfelle und schmale Schulterpartien führten die Mängelliste in Position 2 vor schwachen Läufen, Durchtreten der Läufe, leicht abfallende Hinterpartie, knochige Rückenlinie und wenig Bodenfreiheit an.
Bei der Qualitätsbeurteilung des Fellhaares glich die Liste der Fehler denen bei Weiß, jedoch sollten die Wunschbemerkungen „mehr Dichte bzw. mehr Unterwolle“ sowie „griffiger“ so nicht auf der Urkunde stehen, da das Tier zum Zeitpunkt der Beurteilung die Bedingung für eine gute Fellstruktur nicht erfüllt.
In Kopf- und Ohr-Position gab es kaum Kritik, vereinzelt wurden faltige Ohren, breite Ohrenhaltung sowie schmaler Kopf und spitze Schnauzpartie bemängelt, trotzdem kann die v-förmige Tragweise und die Stabilität der Ohren verbessert werden.
Weiß durchsetzte Deckfarben, fleckige Decken sowie helle Kinnbackeneinfassung und rußige Ohrenränder waren Bemerkungen für deutliche Punktabzüge. Ansonsten überwiegten die im Standard geforderte sattrote Deckfarbe, auch wenn hierbei das Farbspektrum noch weit gestreut war, im Durchschnitt wurden 14,5 Punkte für Deckfarbe und Gleichmäßigkeit vergeben.
Die Unterfarbe, die der Deckfarbe möglichst nahe kommen soll, bereitet seit Jahren keine schwerwiegenden Probleme, obwohl im Einzelfall noch Aufhellungen notiert wurden.
Meister und Sieger
Wie bei den Weißen lagen auch bei den Roten die Spitzenplätze ganz eng zusammen. Den Meistertitel konnte Sissi und Lorenz Paulus (Club Hannover) bereits zum zweiten Mal nach 2010 mit 388 Punkten (4x 97,0 Pkt.) erringen, knapp dahinter folgte Roland Meiz (Thüringen) mit 387,5 Punkten punktgleich vor ZGM Simon (Hessen-Nassau) und Günter Hahn (Hannover).
Kleine Notiz am Rande: die Reihenfolge der erfolgreichen Züchter bei RN bei der
Bundeskaninchenschau in Erfurt war übrigens dieselbe wie die der Vergleichsschau in Bremerhaven.
Weitere hoch bewertete Zuchtgruppen gehörten Günter Hahn (387 Pkt, 386 Pkt.) und ZGM Paulus (386 Pkt.) vom Club Hannover, Roland Meiz und ZGM Böhme/Meergarten (je 386 Pkt.) aus Thüringen, Franziska Geiger (386 Pkt.) aus Bayern sowie Uwe Paulenz und Herbert Krüger vom Club Berlin-Mark Brandenburg.
Die beste 0,1 mit 97,5 Punkten züchtete Günter Hahn, der beste 1,0 mit derselben Punktzahl gehörte ZGM Simon.
Fünf Gruppensieger verteilten sich wie folgt: Roland Meiz (97,5 Pkt.), ZGM Simon, ZGM Paulus und Sylvia Mader (Hannover) sowie Michael Thomas (Sachsen) je 97 Pkt.
Den Dr. Kissner-Gedächtnispreis (auf die 7 besten Tiere eines Züchters) errang Günter Hahn mit 679,0 Punkten.
Die besten 2,1 eines Züchters auf RN erreichte die ZGM Simon mit 291,5 Punkten.
Das beste Gesamtergebnis (auf 3 beste ZG) erreichte der Club Hannover mit 1161 Punkten (388; 387,5; 385,5) vor Thüringen (1158 Pkt.) und Berlin-Mark Brandenburg (1157 Pkt.).
Die nächste Vergleichsschau findet am 27./28. Oktober 2012 in Clausthal-Zellerfeld statt, Gastgeber ist der Club Hannover.
Lorenz Paulus