42. Clubvergleichsschau


– dramatischer Rückgang bei den Weißen – Stagnation bei den Roten

Die 42. Clubvergleichsschau der Neuseeländerzüchter in Bliesen/Saar lässt sich im Telegrammstil nach Meinung des Autors wie folgt charakterisieren:
– Unterbringung und Verpflegung der Gäste: sehr gut
– Rahmenprogramm mit Züchterabend: gut
– Verpflegung der Tiere: sehr gut
– Bewertungsergebnisse und Zufriedenheit der Aussteller: befriedigend
– Qualität der ausgestellten Tiere: gut bis sehr gut
– Zahl der ausgestellten Tiere bei RN: noch gut
– Zahl der ausgestellten Tiere bei WN: noch ausreichend

Damit reiht sich diese Clubvergleichsschau in die Vielzahl der in den Vorjahren gut organisierten Veranstaltungen ein. Der Mannschaft um den Vorsitzenden WaldemarMeisberger, unterstützt vom LV-Vorsitzenden Kunibert Horras, sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.

Unbedingt gedankt werden sollen auch Brigitte Loosen und Peter Kalugin, die seit Jahren die Gastgeber in der EDV bzw. bei der Auswertung unterstützen.

Rahmenprogramm
Am Züchterabend wurde meines Erachtens das Highlight schlechthin geboten. Spätabends nach der Siegerehrung, als die Stimmung bereits abzuebben drohte, öffnete sich die Tür zur Sport- und Kulturhalle Bliesen und ein Klavier wurde zum Erstaunen der Gäste herein geschoben. Neben dem Klavier schritt stolz ein junger Mann, Manuel Horras, Sohn des LV-Vorsitzenden Kunibert Horras. Als der junge Tenor das erste Lied „Wenn der Tag zu Ende geht“ intonierte, war allen im Saal klar, auch denen, die nicht Operetten- oder Opernfans sind, dass sie Zeuge eines außergewöhnlichen Gesangstalent sein konnten. Beim Lied „Ich bin ein armer Wandergesell“ waren die Anwesenden geneigt, in die Melodie mit einzustimmen.

Zur Eröffnung der Schau konnte Vorsitzender Waldemar Meisberger als Ehrengäste bekannte Funktionäre des ZDRK begrüßen, an der Spitze den Ehrenpräsidenten Peter Mickmann, der bei der Bewertung als Obmann fungierte, und Schriftführer Ulrich Hartmann, gleichzeitig aber auch LV- und Clubvorsitzender in Württemberg-Hohenzollern sowie Kunibert Horras, LV-Vorsitzender Saarland. Als Schirmherr und Vertreter der Politik war Werner Wilhelm, Vertreter des Landrates von St. Wendel eingeladen. Er betonte in seinem Grußwort, dass die Kleintierzucht eine bedeutsame Tradition darstellt, die nicht verschwinden darf. Hat er vielleicht den dramatischen Rückgang bei den Weißen vorausgeahnt, als er diese Worte schrieb?

Kunibert Horras äußerte den Wunsch, dass trotz harter Konkurrenz der Züchter untereinander die Clubvergleichsschauen auch zukünftig zur Festigung der Kameradschaft über die Ländergrenzen hinaus beitragen mögen.

WN und RN in der Kritik
Die 587 Tiere, 442 RN und 145 WN, wurden in 5 AB-Gruppen und von 3 Obleuten bewertet.

Dabei wurden die bei der Ostertagung in den AAB geforderten Bestimmungen, dass Preisrichter die Rassen, in denen sie selbst oder Familienangehörige ausgestellt haben, nicht zur Bewertung übertragen werden dürfen (AAB, § 21), von der Schauleitung vollständig umgesetzt. Dies sorgte bereits im Vorfeld der Schau für etliche Irritationen und zur Absage von zwei bewährten Preisrichterkollegen seitens der Schauleitung. Im Sinne einer zukunftsorientierten Clubarbeit sollte es auch nicht sein, dass Züchter, die beide Rassen halten und das Preisrichteramt bekleiden, eine Rasse nicht ausstellen können, wenn sie auf dieser Schau bewerten wollen. Der Schreiber dieser Zeilen hofft, dass es zu einer gütlichen Einigung, die alle Clubs mittragen können, bei der Ostertagung 2016 kommen wird.

Die Vorzüge und Fehler in beiden Rassen wurden anhand der Bemerkungen auf den Bewertungsurkunden von den beiden Rassesprechern, Hartmut Peters und Uwe Paulenz, analysiert und den Ausstellern anhand ausgesuchter Tiere erläutert.

Rote Neuseeländer
Bei den 442 gemeldeten Tieren ist 30 mal das Prädikat „vorzüglich“ (1x 98 P., 4x 97,5 P., 25x 97 P.) vergeben worden. 4 nb-Tiere wegen „Wammenansatz“ (3x) und „weißen Büschels an der Blume“ schmälerten das positive Ergebnis geringfügig. Überflüssig waren die beiden mit „oB“ bewerteten Tiere, bei denen das Vereinstäto in den Ohren fehlte.

Positiv ist zudem zu bemerken, dass kein einziges Tier wegen krankhafter Erscheinung von der Bewertung ausgeschlossen wurde.

Nur 4 Tiere erreichten ihr Normalgewicht von über 4 kg nicht; übergewichtige Tiere waren nicht vertreten.
Leichte Fehler in Position 2 führten zu unterschiedlich starken Punktabzügen Deutlich bestraft wurden Hängehoden sowie Brustfell bei Rammlern, während in der Regel die Bemerkungen „verjüngte Form“, „lose Schulterpartie“, „wenig Bodenfreiheit“, „leichte Wamme“, „abstehende Schenkel“, „kurze Blume“ und „eckig“ bzw. „knochig“ als leichte Fehler mit 1,5 bzw. 2 Punkten Abzug geahndet wurden.

Bezüglich der für die Züchter nachvollziehbaren Bemerkungen auf der Urkunde sprach Uwe Paulenz Tacheles. Er monierte, dass Bemerkungen wie „eingefallen“, „zeigt Hals“ sowie Hinweise „Hals bzw. Blume beachten“ für den Züchter nicht aussagekräftig genug sind und in Zukunft bei der Bewertung unterbleiben sollen. Auch Wunschvorstellungen wie „voller“, „hinten runder“, „Kehle reiner“ sind auf den Urkunden zu vermeiden und durch Fakten zu ersetzen, die das Tier in der Momentaufnahme während der Bewertung zeigt.

In der Position Fellhaar gab es ebenfalls deutliche Mängel zu vermerken, obwohl nur knapp 3 % aller Tiere mit 13 P. bewertet wurden. Stark haarende Tiere, bei denen das Zusammenspiel zwischen Grannen-, Deck- und Unterhaar, also die Fellstruktur nicht mehr beurteilbar ist, waren nicht vertreten.

Der Rassesprecher monierte auch hierbei, dass die Bemerkung „Haarung“ oder „schlechte Fellstruktur“ nicht unbedingt weiterhilft, da das Fellhaar durchaus an nicht in Haarung befindlichen Körperpartien beurteilt werden kann. Der Applaus der anwesenden Züchter gab ihm Recht. Als häufigste Bemerkungen auf den Urkunden war nachzulesen „lang“, „dünn“, „weich“, „leicht verfilzt“ und „etwas lange Granne“.

In der Position Kopf und Ohr gab es kaum noch Beanstandungen; die meisten Bewertungen lagen zwischen 14,5 und 15 P.; „schmale Köpfe“, „dünne und faltige Ohren“ sowie „breite Ohrenstellung“ waren selten auf den Urkunden nachzulesen. Festzustellen war aber, dass Tiere mit imposanter Kopfform oftmals etwas langes Fellhaar aufwiesen.

Deckfarbe und Gleichmäßigkeit wurden am häufigsten mit der Bemerkung „fleckig“ als Folge der zu dieser Jahreszeit einsetzenden Haarung bemängelt. Nur bei 2 Tieren wurden 15 P. vergeben; auch die Siegeshäsin mit 98 P. zeigte sich, nicht nur in dieser Position, von der besten Seite. Das Gros der Tiere bekam 14,0 und 14.5 P., sicherlich wurde auch in etlichen Fällen aufgrund der nicht idealen Lichtverhältnisse an diesem trüben Bewertungstag zugunsten des Tieres geurteilt.

Die Unterfarbe, immer noch eine Paradeposition der Roten, wurde größtenteils mit 9,5 bis 10 P. bewertet, nur bei wenigen Tieren wurde 1 Punkt aufgrund einer „Aufhellung am Haarboden“ abgezogen.

In der Pflege gab es, auch wenn einige Tiere stressbedingt Durchfall hatten, keine Beanstandungen.

Weiße Neuseeländer
„Der Rückgang der WN gegenüber den letzten Jahren bei Vergleichsschauen ist dramatisch“, stellte WN-Rassesprecher Hartmut Peters zu Beginn seines Berichts heraus, spekulierte aber über mögliche Ursachen nicht. Hintergrund für seine Aussage war die Meldezahl von 145 WN gegenüber 2010 bis 2014, in der die Zahl ausgestellter WN noch zwischen 200 und 240 schwankte.

Einige Züchter sind der Meinung, dass der Rückgang auf die vor einigen Jahren durchgeführte Änderung des Standards in Position 2, Stichpunkt „Bodenfreiheit“ zurück zu führen ist. Die Spitzenzuchten haben aber längst auf diese Forderung reagiert und stellen Vertreter „mit kurzen, kräftigen Läufen“ aus, die eine notwendige „Bodenfreiheit“ aufweisen. Dabei wird der blockige Typ beibehalten.
Bei der Bewertung sind 28 Tiere mit „vorzüglich“ (1x 98 P., 5x 97,5 P., 22x 97,0 P.) vergeben worden. Kein einziges Tier wurde als Folge schwerer Fehler von der Bewertung ausgeschlossen. Nur 4 Tiere bekamen 94 bzw. 95 P. „Die Qualität der WN war super, leider nicht die Zahl“, so der Rassesprecher.
Alle Tiere wiesen ein Gewicht von 4,5 kg und mehr auf und lagen damit gut im Soll.

In Position 2 trennte sich die Spreu vom Weizen. Typen mit „vorstehenden Hüftbeinhöckern“ oder „leicht abstehenden Hinterschenkeln“ hatten keine Chance, im vorderen Drittel zu landen. Das galt auch für Vertreter mit „losem Brustfell“ sowie „loser Fellhaut“, in Einzelfällen wurden sogar an den Hinterläufen Hautfalten bemängelt. Mit „wenig Bodenfreiheit“ sowie „langem Auftritt“ (gemeint: Durchtreten der Vorderläufe) bestand durchaus noch die Möglichkeit, ein „vorzüglich“ zu ergattern, sofern in den darauf folgenden Positionen gepunktet wurde.

Qualitätsmindernde Bemerkungen zum Fellhaar waren wie folgt nachzulesen:
„überstehende“ bzw. „lange Granne“, „wenig Unterwollhaar“ bzw. „wenig Dichte“, „weich“ und „Filzbildung an der Blume“. Felle mit weichem bzw. feinem Deckhaar neigen im After- und Blumenbereich eher zum Verfilzen als solche mit etwas gröberem Deckhaar.
Bei den Weißen ist der Kopf die Paradeposition; bei 145 ausgestellten Tieren wurde 89mal die 15 P. vergeben. Dahinter folgt die Position Ohren, in der trotz idealer Länge von 10 bis 11 cm nur bei 28 Tieren die 15 P. vergeben wurden. „Dünne“ bzw. „faltige Ohren“ sowie „breite Ohrenhaltung“ führten zu deutlichem Punktabzug.
In Farbe und Gleichmäßigkeit sind größtenteils 9,5 bis 10 P. vergeben worden, nur bei einem Tier führte der „fehlende Glanz“ zu deutlichem Punktabzug.
In der Pflege war die bereits erwähnte Filzbildung auf den Urkunden nachlesbar.

Meister und Sieger

RN
Die Spitzenzuchten rücken in beiden Rassen immer näher zusammen und dabei entscheiden Nuancen bei der Bewertung über den Sieg.
Bei den 3 höchst bewerteten Zuchtgruppen eines Clubs von 3 Züchtern behauptete der Club Rheinland mit 1160,5 P. (387,5 P., 2x 386,5 P.) den 1. Rang vor Bayern mit 1159,5 P. (387,0 P., 386,5 P, 386,0 P.)
Den 3. Rang teilten sich Thüringen und Hannover mit je 1158,5 P. (386,5 P., 2x 386,0 P.)

Herbert Reuter, Club Rheinland, der bereits im Vorjahr den 3. Platz belegte, konnte diesmal die Konkurrenz mit 387,5 P. hinter sich lassen. Zu dieser Zuchtgruppe 3 gehörte auch die Siegerhäsin mit 98 P., ein Tier, das gern alle RN-Züchter in ihrem Stall hätten, mit herausragender Körperform und einer überzeugenden Felldichte (19,5 P. bzw. 14.5 P.).

An zweiter Stelle platzierte sich Max Kraus, Bayern, der zu den beständigsten Ausstellern bei Vergleichsschauen gehört und sich stetig nach vorne gearbeitet hat. Als Lohn für seine kontinuierliche Zuchtarbeit konnte er zudem den Steinhasen für die besten 2,1 einheimsen.

Den besten 1,0 mit 97,0 P. züchtete Alexander Auer, Württemberg-Hohenzollern, mit diesem ehrgeizigen Züchter wird auch in den kommenden Jahren zu rechnen sein.
Den Dr. Kissner-Gedächtnispreis auf 7 beste Tiere eines Züchters errang ein „alter“ Bekannter aus der Szene, Erich Feigl aus Bayern (677 P.) Nach Jahren der Enttäuschung hat er den Anschluss wieder geschafft.
Nachfolgende Züchter erhielten einen Ehrenpreis für ihre Gruppensieger: Horst Fleschmann, Manfred Kaulich (Rheinland); Hermann Simon (Baden), Rolf Messerschmidt (Thüringen) sowie Erich Feigl und Max Kraus (Bayern)
Hochbewertete Zuchtgruppen stellten weiterhin aus: Erich Feigl (Bayern), ZGM Paulus (Hannover) M. Kaulich, H. Fleschmann (Rheinland), ZGM Böhme-Meergarten (Thüringen)
mit je 386,5 P.; Fritz Roth, Simon Geiger (Bayern), Bernd Napieralla, Günter Hahn (Hannover), Herbert Reuter, Ramona Weide (Rheinland) sowie Roland Meiz und ZGM Böhme-Meergarten (Thüringen) mit je 386,0 P.

WN
Die Clubwertung (3 beste ZG) entschied mit 1161,5 P. der Gastgeber Club Saarland für sich. Mit 3,5 P. Vorsprung wurde Thüringen auf den 2 Rang verwiesen. Den 3. Platz teilten sich Hannover und Rheinland mit je 1157,5 P. Hierbei gab die bessere Bewertung in Position 2 den Ausschlag.

Bei den Weißen ging es noch enger als bei den Roten zu; 4 Züchter verbuchten am Ende je 387,5 P. Hartmut Peters (Hannover) hatte letztendlich die Nase vorn vor seinen Mitstreitern Waldemar Meisberger (Saarland) und Rainer Harter (Thüringen), da er ZG 2, seine Konkurrenten ZG 3 präsentierten. Ernst Baier, Sachsen-Anhalt, verpasste den Sprung auf das Treppchen äußerst knapp.

Während Zfrd. Peters zum ersten Mal ganz vorne landete, kannten W. Meisberger und R. Harter die Glücksgefühle bereits aus früheren Vergleichsschauen, bei denen sie erste Plätze belegt haben. Der Erfolg dieses Züchters wurde durch den besten 1,0 mit 98 P. komplettiert, der „auf dem Tisch“ aufgrund seines Typs sofort den Preisrichtern ins Auge stach. Zu guter Letzt konnte H. Peters auch noch die Trophäe für die besten 2,1 mit 291,0 P. erringen.

Die beste 0,1 mit 97,5 P. kam aus der Zucht von Ernst Baier, Sachsen-Anhalt, ebenfalls ein Altbekannter unter den Züchtern.

Für Rainer Harter wurde die „Niederlage“ durch den Gewinn des Heinrich-Hartjes-Gedächtnispreis (7 beste WN) abgefedert.

Hans-Joachim Bollmann und Frank Johänntgen landeten mit 387-Gruppen nur an 5. Stelle, freuten sich aber dennoch, mit ihren Zuchtgruppen zum Mannschaftserfolg der Saarländer in der Clubwertung beigetragen zu haben.

Eine weitere ZG mit 387 P. gehörte dem 1. Clubmeister Peters.

Weitere hervorragende Zuchtgruppen gehörten Hermann Krupp (Rheinland), Edwin Schaf (Württemberg-Hohenzollern) und Rainer Harter mit je 386,5 P. Helmut Gebelein (Bayern), ZGM Weide (Rheinland), Ernst Baier (Sachsen-Anhalt), Frank Johänntgen (Saarland) sowie Harri Hoffmann (Thüringen) zeigten mit je 386 P. Zuchtgruppen in nahezu gleicher Qualität.

Die beiden Gruppensieger-Wimpel gingen an Edwin Schaf mit 97,5 P. und an Rainer Harter mit 97 P.

Ausblick
Die nächste Ostertagung organisiert der Club Hessen-Nassau vom 25. bis 27. März 2016 in 61184 Karben. Die Einladungen mit dem Programm sind auf der 42. Vergleichsschau verteilt worden. Der Vorsitzende Thomas Braach weist darauf hin, dass die Unterkünfte selbst gebucht werden müssen. Auch 2016 stehen wieder wichtige Beratungen an, die für die zukünftige Organisation von Vergleichsschauen bedeutend sein werden.

AG-Sprecher
Lorenz Paulus
Im Wiesengrunde 8
38678 Clausthal-Zellerfeld

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