31. Clubvergleichsschau


Mit Superlativen wie „Neudrossenfeld ist und bleibt das Mekka der Kleintierzucht“ sowie „Neudrossenfeld ist das Markenzeichen schlechthin für alle Züchter in Bayern und ab heute für alle Neuseeländerzüchter Deutschlands“ wurden die zahlreich erschienenen Gäste und Züchter bei der sonnabendlichen Eröffnung vom Landrat und Schirmherr Peter Söllner begrüßt. In seiner launigen Eröffnungsrede betonte er auch, dass der Landkreis Kulmbach sich glücklich schätze, in der 4000 Einwohnergemeinde Neudrossenfeld eine Ausstellungshalle, die eigenintivativ vor 18 Jahren von Geflügel- und Kaninchenzüchtern gemeinsam erbaut worden ist, für solche Großereignisse wie die Clubvergleichsschau, vorweisen zu können. Damit wird die Vielzahl der Züchter, die im Herbst nahezu an jedem Wochenende in den Kulmbacher Landkreis kommen, zu einem unübersehbaren Wirtschaftsfaktor.

Die Reihe der Ehrengäste und Redner war lang; dennoch hielten sich die meisten der ans Rednerpult vom Ausstellungsleiter Gerhard Loosen gebetenen Ehrengäste kurz, so dass während der ca. 45 minütigen Eröffnung eine konzenrierte, aber doch entspannte Atmosphäre herrschte. Zumindest unterblieben die bei vielen Eröffnungen zwischen den Käfigreihen geführten Züchtergespräche. Grußworte aus dem Landesverband Bayern überbrachten der Vorsitzende Erwin Leowsky, Clubobmann Gerd Kästel sowie der LV-Vorsitzende der Rassegeflügelzüchter und gleichzeitig Hausherr, Manfred Kull. Ihnen schlossen sich MdL Wolfgang Hoderlein, Bürgermeister Jürgen Schall sowie der Vertreter der Schweizer Neuseeländerzüchter, Jaques Weiss, an. Das Ambiente in der für solche Veranstaltungen bestens geeigneten Ausstellungshalle wurde von den bayrischen Gastgebern getreu nach dem Motto „Erntedankfest der Züchter“ herbstlich gestaltet und fand, zumindest bei den Gästen, viel Beachtung.

Ein besonderes Lob verdiente aber die Familie des Ausstellungsleiters; sowohl Sohn Bernd als auch seine Frau Brigitte, die für die Kataloggestaltung und ebenfalls für die EDV zuständig waren. Aufmerksamen Lesern des rechtzeitig vorliegenden Kataloges wird nicht entgangen sein, dass Brigitte Loosen nicht nur für den Einkauf und die Gestaltung der Tombola, sondern auch gleichzeitig für die Organisation der in Eigenregie geführten Küche zuständig war. So war es also nicht verwunderlich, dass Brigitte an verschiedenen Fronten auftauchte. Für diesen engagierten Einsatz gebührt nochmals ein besonderer Dank.

Rote Neuseeländer

804 Tiere wurden in 201 ZG ausgestellt; 21 ZG (10,5 %) wiesen eine Spitzenbewertung zwischen 386,5 und 385 Pkt. und 22 ZG (12 %) eine Bewertung zwischen 379,5 und 376,5 Pkt. auf. Die Bewertung der übrigen 131 ZG (65 %) lag also im Bereich von 384,5 bis 380 Pkt., einem Bewertungssegment, bei dem die Vielzahl der Züchter noch leidlich zufreiden war. Weniger zufreiden konnten diejeningen sein, die in ihrer ZG ein Nb- oder gar OB-Tier aufwiesen. Bei 18 Nb- und OB-Tieren waren es also ebenfalls 22 ZG, die damit aus der Konkurrent ausschieden. Die Käfige der restlichen 5 ZG blieben leer.

„In diesem Jahr wurden viele untergewichtige Tiere und noch mehr Vertreter, die gerade noch das Normalgewicht von 4 kg erreicht hatten, vorgestellt“, so begann Jürgen Carstens seinen Bericht über die Qualität der ausgestellten Roten, er sei verwundert gewesen, dass ein relativ hoher Anteil an untergewichten Tieren 19 Pkt. in der Position 2 bekommen hätten.

Von den 18 Nb-Tieren scheiterten 8 bereits in der 2. Position „Körperform, Typ und Bau“ mit der Bemerkung „Wamme“ bzw. „Wammenansatz“. Zwei weitere wiesen eine Geschlechtsmissbildung bzw. eine angewachsene Penisspitze auf, bei einem Tier fehlte ein Schneidezahn. Das Gros der Nb-Tiere wies jedoch eine Kahlstelle am Hinterlauf auf und schied damit in der 2. Position „Fellhaar“ aus. Nach Meinung von Castens sind die Kahlstellen weder haarungs- noch haltungsbedingt, sondern genetisch bedingt. Er unterstützte seine Hypothese mit dem Hinweis, dass schwach behaarte Hinterkäufe gehäuft bei Tieren innerhalb einer ZG und damit innerhalb eines Zuchtbestandes aufgetreten sind. Ansonsten bemängelte er in seinem Bericht, dass die im neuen Standard nicht ausdrücklich geforderte Stellung bei Roten Wünsche offen lässt, die nicht nur durch ein Training mit dem Tieren, sondern vor allem durch die richtige Zuchtwahl zu verbessern sei. Auch in der Schulterpartie verjüngte Typen, aber auch plumpe, zu kurze Typen sowie lose Brustfelle bei Häsinnen trotz des frühen Ausstellungstermins müssen verstärkt beachtet werden.

Trotz edlicher Tiere mit schwach behaarten Hinterläufen waren die Roten größtenteils durchgehaart; teilweise waren Spitzentiere mit sehr guter Haarstuktur und sehr dichter Unterwolle zu bewundern, die sich auch in einer Bewertung von 14,5 bis 15 Pkt. niederschlug. Kaum bemängelt wurde in der 4. Position die Kopfbildung bei beiden Geschlechtern, jedoch sollte die Stabilität der Ohren, vor allem aber auch die Trageweise der Ohren verbessert werden. Faltige Ohren, aber auch breite Ohrenhaltungen waren Anlass der Kritik.

In der Paradedisziplin der Roten, in Deckfarbe und Gleichmäßigkeit wurden zum Teil der dunkle Anflug an den Ohrenrändern, etwas helle Afterbüschel sowie helle Krallen bemängelt. Umgekehrt war aber festzustellen, dass Tiere mit sattroter Deckfarbe und auch dunkelhornfarbigen Krallen gegenüber dem Durchschnitt in dieser Position zu wenig hervorgehoben wurden, denn die Mehrzahl der Roten bekamen 14 bis 14,5 Okt.

Der der Position 6 „Unterfarbe“, die in den Vorjahren kaum Probleme bereitete, streute die Bewertung zwischen 8,5 und 10 Pkt.; oftmals war auf den Bewertungsurkunden „sg Unterfarbe“ bei vergebenen 9,5 Pkt. nachzulesen, diese positive Bewertung korrelierte nach Meinung vielen Züchter/innen nicht mit der Punktezahl. Größtenteils war es die bayrischen Preisrichtergilde, die natürlich nachvollziehbar die Meinung vertraten, sei 10 Pkt. sollte „vorzügliche Unterfarbe“ als Bemerkung angegeben sein. Aus dieser Sichtweise war erklärlich, dass bei „am Haarboden aufhellende Unterfarbe“ nur noch 8,5 Pkt. auf der Urkunde standen.

Den Clubwettbewerb 2004 für die besten 10 Roten entschied der Gastgeben mit 972 Pkt., also deutlichem Vorsprung, vor dem Club Thüringen mit 967,5 Pkt. und dem Club Sachsen mit 966,5 Pkt. Clubmeister wurde Jochen Meergarten mit 386,5 Pkt. vom Club Thüringen, punktgleich mit Max Kraus vom Bayrischen Club. Den dritten Platz belegte Vorjahressieger Günther Müller mit 386 Pkt. vom Club Hessen.

Auffällig war, dass die Tiere der beiden Erstplatzierten jeweils einer ZG 3 angehörten, während der Drittplatzierte einer ZG 2 ausstellte. Hieran ist schon zu erkenne, dass auch bei den Club-Vergleichsschauen die Tendenz in Richtung der ZG 3 geht und sich damit zunehmen, so meine Meinung und da stehe ich bei weitem nicht alleine, vom Leistungsgedanken wegbewegt, eine möglichst ausgeglichene und auch dem Ideal nahe kommende Nachzucht zu erreichen. Eigentlich schade! Natürlich will ich nicht in Abrede stellen, dass auch die notwendige Kenntnis dazugehört, aus maximal vier verschiedenen Würfen das beste Einzeltier auszusuchen, um diese vier unter Berücksichtung beider Geschlechter zu ZG 3 zu kombinieren. Sollte man nicht besser die Differenzierung zwischen ZG 1, 2 und 3 unterlassen und prinzipiell von Kollektionen sprechen, die untereinander gleichwertig konkurrieren? Eine überlegen wäre es allemal wert.

Den Hartjes-Gedächnispreis auf 7 beste Rote Neuseeländer gewann die Zgm Geiger vom Club Bayern; die besten 2,1 kamen ebenfalls aus der Zucht von Jochen Meergarten. Den besten 1,0 mit 97,5 Pkt. züchtete Zgm Hillebrand (Club Sachsen), die beste 0,1 mit ebenfalls 97,5 Pkt. Erich Feigl (Club Bayern). Die Gruppensieger gehörten folgenden Züchtern: Bernd Dietl, Erich Feigl, Hans Künzel, Horst Geiger und Reinhard Wirth (Bayern), Günther Müller und Erhard Simon (Hessen), ZGM Hillebrandt (Sachsen) Jochen Meergarten (Thüringen), Waltraud Eisenhauer (Baden), Marc Christians (Schleswig-Holstein) sowie Klaus Rödel (Rheinland-Pfalz).

Weiße Neuseeländer

Von den 482 in 120 ZG gemeldeten Weißen kamen nur 98 ZG in die Wertung: 35 Tiere und damit 9 ZG fehlten; weitere 13 ZG schieden aus der Konkurrenz aufgrund eines Nb-Tieres aus. Wie bei Roten sorge auch bei Weißen am häufigsten die Bemerkung „Wamme“ oder „Wammenansatz“ für den Ausschluss aus dem Wettbewerb; „angewachsene Penisspitze“ was zweithäufigste Ursache. Nur ein Tier wurde wegen einer Kahlstelle am Hinterlauf ausgeschlossen. Den 13 Nb-Tieren standen aber die erfreulich hohe Anzahl von 30 V-Tieren gegenüber; 5mal 98, 6mal 97,5 und 19mal 97 Pkt. sprachen für sich.

Zur Spitze gehörten 23 ZG (24 %), deren Bewertung zwischen 387,5 und 385 Pkt. lag, 54% der in der Konkurrenz verbliebenen ZG wiesen eine Bewertung zwischen 384,5 und 381 Pkt. auf. Bei den restlichen 22 % lag die ZG mit der schlechtesten Beurteilung bei 375 Pkt., sicher für einen Spezialzüchter ein unbefriedigendes Ergebnis. Auffällig war, dass in ZG, deren Bewertung deutlich unter 380 Pkt lag, die Tiere bereits in der 1. Position mit Punktabzug bestraft wurden, also unterhalb des Normalgewichts von 4 kg lag.

Eine gegenüber den Vorjahren deutlich erkennbaren Aufwärtstrend wiesen die Weißen in der Position „Körperform, Typ und Bau“ auf. Bestätigt wurde diese Aussage dadurch, dass in der 2. Position 40 % aller Tiere 19 Pkt. – 5 V-Tiere sogar 19,5 und weitere 40 % 18,5 Pkt. bekamen. Nur 20 % wiesen eine Bewertung von 18 oder weniger Pkt. auf. Bemerkungen, die mit erhöhtem Punktabzug einhergingen waren „lose Fellhaut“ bei Häsinnen. Der Stand der Tiere wurde kaum bemängelt. Anmerkungen auf der Bewertungskarte wie „drahtige Blume“ oder „knochige bzw. grätige Rückenliene“ sind keine standardgemäßen Aussagen und helfen den betroffen Züchter wenig weiter. Im ersten Fall handelte es sich um eine „teilweise versteife Blume“, im zweiten Fall um einen „Fischrücken“, berichtete Dieter Link, der einen Überblick über den derzeitigen Zuchtstand der Weißen gab.

„Das Kürzen der verpönten Stirnbüschel kann nicht Zuchtziel sein“, mahnte er weiterhin an und erinnerte, das zukünftig nich der Friseur, sondern der Züchter bei der Behebung des leichten Fehlers in der 3. Position gefordert sei. In etlichen Zuchten treten auch immer nach die unerwünschten langen und damit weichem Felle auf. Der Reifezustand der Felle war trotz des frühen Ausstellungstermins so weit fortgeschritten, dass ca. 40 % der Tiere 14 oder gar 14,5 Pkt. erhielten.

Die Tiere der auf den vorderen Rängen platzierten Züchtern überzeugten unabhänig vom Geschlecht in den Paradepositionen der Weißen „Kopf“ und „Ohren“. Für reichlich Diskussionsstoff unter den Züchtern und Preisrichtern sorgte das Messen der Ohrlänge, da im Standard eine ideale Ohrenlänge von 10 bis 11 cm aufgeführt ist. Einige waren der Meinung, dass das Messen der Ohrenlängen zu mehr Objektivität bei der Beurteilung in dieser Position beitrage. Zumindest bei der Bemerkung „etwas lange Ohren“ oder „etwas kurze Ohren“ sollte die Ohrenlänge als objektiver Hinweis angegeben sein. Andere aus der Preisrichtergilde weisen daraufhin, dass die Ohrenlänge immer noch mit Körpergröße und Typ des Tieres harmonieren soll und sich damit ein Nachmessen der Ohren erübrigt, zumindest nich verbindlich durchgeführt werden muss. Die Standardbewertung der Position „Farbe und Gleichmäßigkeit“ waren 9,5 Pkt. selten wurden 10 Pkt. vergeben, ebenso waren kaum Tiere ausgestellt, die zu deutlicher Kritik Anlass gaben.

Beim Wettbewerb der 10 besten Weißen eines Clubs siegte Thüringen mit 973 Pkt. deutlich vor Bayern mit 971 Pkt. und Hannover mit 968 Pkt. Die beste ZG mit 387,5 Pkt. und gleichzeitig die beste 0,1 mit 98 Pkt. hatte Dietmar Fiedler vom Club Thüringen vor dem punktgleichen Helmut Bohne vom Hannoverschen Club vorzuweisen. Bei der Austragung dieser Meisterschaft fand die im Standard aufgeführte Aussage Anwendung, dass bei Punktgleichheit der ZG 1, 2 und 3 die ZG 3 hinter den beiden anderen zurücktritt. Drittplatzierte wurde Wilfried Lorber vom Club Thüringen, der auch gleichzeitigden Dr.-Kissner-Gedächnispreis auf die 7 besten Tiere mit 676,5 Pkt. errang. Die besten 2,1 sowie den besten 1,0 züchtete Bernd Vießmann vom Bayrischen Club.

Die Gruppensieger gehörten folgenden Züchtern: Frank Schreier (Club Hannover), Hans-Joachim Bollmann (Saarland), Horst Pförtsch (Bayern), Hans Amann (Württemberg-Hohenzollern), Wilfried Lorber, Dietmar Fiedler, Harri Hoffmann und Jürgen Funke (Thüringen).

Vorschau 2005

Die Ostertagung findet in Bermerhaven vom 25. bis 27. März 2005 statt, bei der wiederum die Rahmenbedingungen für die 32. Vergleichsschau im Oktober 2005 abgesteckt werden sollen. Bei dieser Schau wird der Clubwettbewerb für beide Rassen auf 3 beste ZG, gestellt von 3 verschiedenen Züchtern eines Clubs, ausgetragen. Auf Antrag des Neuseeländer-Clubs Hannover entschieden sich die Delegierten mehrheitlich für den neuen Modus.

NEUSEELÄNDERCLUB HANNOVER
Lorenz Paulus (1. Vorsitzender)

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