30. Clubvergleichsschau
Zur Clubvergleichsschau im Oktober 2003 hatte der Club Saar mit seinem Vorsitzenden Waldemar Meisberger eingeladen und alle, die dieser Einladung trotz langer Anreise gefolgt sind, hatten ihr Kommen nicht bereut, so das vorweggenommene Fazit dieser Veranstaltung. Die weiträumige Liebenburghalle in Namborn bot beste Bedingungen für die ausgestellten Tiere, die auch gewissenhaft vom Fütterungspersonal versorgt wurden.
Eröffnung der Ausstellung
Diese 30. Clubschau stand unter der Schirmherrschaft des Ministers für Umwelt im Saarland, Stefan Mörsdorf. Er hob in seiner Rede hervor, dass die Kleintierzucht im Saarland eine lange Tradition habe und die breite Eigentumsstreuung diese Freizeitgestaltung stets begünstigt habe. Zudem habe das Saarland die höchste Vereinsdichte unter allen Bundesländern; rein statistisch gehöre jeder Erwachsene 4 bis 5 Vereinen an.
Durch die gute Beziehung zwischen den Vereinen ist es zu erklären, dass einer der kleineren Clubs im ZDK diese umfangreichen Aufgaben bei einer solchen Veranstaltung bravorös schultern konnte.
Die gute Zusammenarbeit innerhalb des Verbandes wurde dadurch deutlich, dass Walter Nehren, LV-Vorsitzender, die EDV-Aufgaben übernommen hat.
Peter Mickmann, Abteilungsleiter für Clubs im ZDK, der bereits als Obmann bei der Bewertung fungierte, betonte in seinen Ausführungen, dass die Kaninchenzucht auch ein Stück Kultur bedeute, zu der jeder, der sich mit der „Kunst des Züchtens“ beschäftige, seinen Beitrag leisten könne.
Rahmenprogramm
Eine feste Größe im Programm ist der Züchterabend, der meist in solchen Berichten nicht erwähnt wird. An diesem Abend wurde jedoch eine zweistündige Show geboten, die bisher seinesgleichen suchte und auch hier zeigte sich wieder die gute Zusammenarbeit zwischen den Vereinen.
Dieses Programm wurde vom Männerchor Namborn mit bekannten, aber auch regionalen Liedgut umrahmt, eingestreut waren u. a. Showeinlagen der „Comedian Harmonists“ und „Jürgen von der Lippes“.
Tiere in der Kritik
Ausgestellt wurden 890 Tiere, davon 530 Rote und 360 Weiße Neuseeländer.
Die Bewertung erfolgte nach dem ABCD-Schema.
Rote Neuseeländer
Herbert Sillmann konnte bezüglich der Qualität der Roten Neuseeländer berichten, dass die Dichte der Spitzenzuchten zwar größer wird, aber zur Zeit eine Grenze der Qualitätsverbesserung erreicht ist. Bestätigt wurde dieses Fazit durch die Vergabe von
13 v-Tieren, getrübt wurde dieses positive Bild aber durch 12 nb- und 5 ob-Tiere.
Beim Prädikat „nb“ standen größtenteils vermeidbare Mängel wie „Wammenansatz, Augenfehler, abnormales Geschlecht bzw. stark weiß durchsetzte Decke“ im Vordergrund. Spitzenreiter war diesmal die Bemerkung „Kahlstelle am Hinterlauf“, was sicher auch auf die Haltungshygiene zurückzuführen ist. Die ob-Tiere wurden von der Bewertung wegen des sichtbaren Nasenausflusses und verklebter Vorderläufe ausgeschlossen; ein Tier wies ein „nicht lesbares Täto“ auf.
Trotz des frühen Ausstellungstermins wogen fast alle Tiere über 4 kg; einige Rammler reichten bereits an die Gewichtsobergrenze von 5 kg heran.
Gegenüber den Vorjahren waren weitere Qualitätsfortschritte in Körperform und Bau zu vermerken. Die Tiere wurden nach Aussage Sillmanns vollrumpfiger und wiesen gut abgerundete Hinterpartien auf. Ein „guter Tritt“ der Tiere auf dem Tisch rundete oftmals das insgesamt harmonische Erscheinungsbild ab.
Bemängelt wurde bei Häsinnen loses Brustfell sowie lose Fellhaut, aber auch die Neigung zur Beinwamme an den Hinterläufen sowie leicht abstehende Schenkel waren Anlass für Punktabzüge.
Die Fellqualität der Tiere konnte gegenüber den Vorjahren durch richtige Selektion weiter verbessert werden, so dass dünne Felle mit wenig Unterwolle sowie langer Granne größtenteils der Vergangenheit angehören. Trotz der warmen Witterung vor der Ausstellung zeigten die Felle einen hohen Fertigkeitsgrad, gute Unterwolldichte und stabile Begrannung.
Bei der Position „Kopf und Ohr“ waren noch die größten Unterschiede zwischen den Zuchten feststellbar, auch wenn bereits seit Jahren ein hoher Standard gehalten wird.
Die größte Streuung trat jedoch bei der Ohrenstruktur und -haltung auf. Vertreter mit kurzem, fleischigem und gut getragenem Ohr wechselten ab mit solchen, die faltige, etwas lange Ohren aufwiesen. Auch die breite Ohrenhaltung, bevorzugt bei Rammlern, wurde bemängelt.
Sillmann wies in der Position „Deckfarbe und Gleichmäßigkeit“ auf die drei Farbabstufungen und deren Besonderheiten hin. Die dunkle Farbnuancierung weist oft Rußanflug in der Decke auf, auch die Ohrenränder sind dunkler abgesetzt, während die Farbe an den Schenkeln aufgrund des Farbkontrastes aufhellt. Die Bauchdeckfarbe und die Behaarung um die Afterbüschel hellen ebenfalls auf. Das mittlere Rot wirkt auf den Betrachter am ausgeglichensten, den Krallen fehlt jedoch die geforderte dunkle Pigmentierung. Der hellen Farbvariante, deren Deckfarbe oft auch ins Orangefarbene gleitet, fehlt des Öfteren der Glanz; ebenso wird die Durchsetzung mit weißen Haaren übersehen, da die Grannenspitzen nur noch schwach pigmentiert sind. Diese Tiere zeigen auch die unerwünschte helle Kinnbackeneinfassung.
Die Unterfarbe der hellen Variante wird meistens mit „10“ bewertet, da der Kontrast gegenüber der Deckfarbe nur gering ist und die Standardaussage „die Unterfarbe sei der Deckfarbe möglichst ähnlich“ zutrifft.
Abschließend konnte festgestellt werden, dass sich die Vielzahl der Tiere in sehr guter Verfassung und Ausstellungskondition befunden haben. Dies war sicher auch darauf zurückzuführen, dass gegenüber dem Vorjahr die Zahl der ausgestellten Tiere zwar geringer war, aber dadurch die Qualität nicht gelitten habe.
Weiße Neuseeländer
Legt man die Bewertung der Weißen Neuseeländer bei dieser Schau zur Grundlage, kann zurecht festgestellt werden, dass die Jahre der Qualitätsstagnation überwunden sind. 31 der 360 Tiere wurden mit „vorzüglich“ (1 x 98; 11 x 97,5; 19 x 97) bewertet; vier Rassevertreter blieben „ohne Bewertung“, 4 weitere waren „nicht befriedigend“. Ein Rammler wurde sogar mit der Bemerkung „ausgeprägter Häsinnenkopf“ ausgeschlossen, sicher eine Rarität bei den Weißen.
Jürgen Castens wusste zu berichten, dass die bei dieser Schau gezeigten Tiere keine Gewichtsprobleme aufwiesen, viele Vertreter zeigten bereits eine verbesserte Stellung mit der notwendigen Bodenfreiheit; lagen zudem noch ein blockiger, vollrumpfiger im Becken gut gerundeter Körper vor, konnten vorbehaltlos in der Position 2 die Punktzahl 19 vergeben werden.
Bemängelt wurde vor allem bei Häsinnen noch „loses Brustfell“ sowie die zur Schulterpartie hin verjüngende Körperform. Tiefliegende Augen wurden mit deutlichem Punktabzug bestraft. Trotz vorzüglicher Felle zeigten etliche Tiere dünn beharrte Hinterläufe bis hin zu Kahlstellen, die natürlich mit „nb“ bewertet wurden. Für Diskussion sorgten die nicht wünschenswerten Büschel am Ohrenansatz, die oftmals von dem Züchter beschnitten worden sind. Etliche Züchter waren der Meinung, dass eine solche Manipulation am Tier nachträglich nicht nachweisbar ist und damit auch ungestraft bleiben müsste; andere hingegen verurteilen diese Manipulation und sprachen von Täuschung, die nicht ohne Folgen bleiben dürfte.
Die beiden Positionen „Kopf und Ohr“ waren bei etlichen Zuchten der Garant für eine Spitzenposition. Bis auf die bereits erwähnte Ausnahme imponierten die Weißen wiederum durch ihre kräftig entwickelten Köpfe mit breiter Schnauz- und Stirnpartie. Die gut abgerundeten und kräftigen Ohren ergänzten das bereits imposante Kopfbild; auf die teilweise zu breite Ohrenhaltung, die die Tiere zumindest im Käfig zeigten, wurde anscheinend weniger geachtet.
Die reinweiße Deckfarbe, mit gutem Glanz versehen, erstreckte sich bei weitem nicht bei allen Tieren über den gesamten Körper, so dass gelber oder grauer Anflug auf der Bauchseite und auch an den Läufen für Punktabzug sorgte.
Am Pflegezustand, der durchaus ein Spiegelbild der Haltungshygiene darstellt, war zu bemängeln, dass teilweise deutliche Filzbildung um den After und an der Blumenunterseite vorlag.
Meister und Sieger
Bei den 10 besten Roten eines Clubs siegte Bayern mit 968,5 Punkten vor den Clubs aus Thüringen und Hannover, die je 965,5 Punkte erreichten. Clubmeister bei RN wurde Waltraud Eisenhauer (Club Baden) punktgleich vor Erich Feigl (Club Bayern) mit je
386,5 Punkten. Den 3. Platz belegte Albert Besch (Club Schleswig-Holstein) mit 386 Punkte. Den Heinrich-Hartjes-Gedächtnis-Preis auf die 7 besten Tiere eines Züchters, die Ehrenpreise für die besten 2,1 sowie für den besten Rammler (97 Punkte) und zwei weitere Klassensieger gewann wie schon im Vorjahr Erich Feigl und war damit erfolgreichster Aussteller. Die beste 0,1 mit 97 Punkten gehörte Herbert Sillman vom Club Thüringen.
Weitere Klassensieger stellten folgende Züchter: Hahn Günter (Club Hannover), Vay Karl-Heinz (Club Württemberg-Hohenzollern), Wendt Lothar (Club Schleswig-Holstein), Karr Michael (Club Rheinland-Pfalz) sowie ZGM Geiger (2) und ZGM Lang (Club Bayern).
Bei den 10 besten Weißen eines Clubs behauptete sich Hessen-Nassau mit 971,5 Punkten vor dem Gastgeber Saar mit 969,5 Punkten und Bayern mit 967,5 Punkten. Den Clubmeistertitel für die beste Zuchtgruppe errang Walter Klotz (Club Hessen-Nassau) mit phänomenalen
389 Punkten vor André Fink (Club Saar) mit 388,5 Punkten. Drittplatzierter mit
386,5 Punkten wurde Jürgen Meier vom Club Hannover. Den Dr.-Kissner-Gedächtnispreis auf 7 beste WN erhielt ebenfalls W. Klotz, der auch noch die beste Häsin mit 98 Punkten und einen Klassensieger stellte. Die besten 2,1 sowie ein Klassensieger gehörten wiederum André Fink. Der Siegerrammler mit 97,5 Punkten kam aus der Zucht von Hartmut Peters (Club Bremen). Die weiteren Klassensieger kamen aus der Zucht von Meier Jürgen (Club Hannover), Roth Fritz (Club Bayern), Ulrich Klaus (Club Saarland) sowie ZGM Strauß (Club Hessen-Nassau).
Ausblick
Gastgeber der Clubvergleichsschau 2004 ist der Club Bayern mit seinem Vorsitzenden Gerhard Loosen. Die Ostertagung findet am 10. und 11. April 2004 in Berching statt, die Ausstellung wird am 16. und 17. Oktober 2004 in Neudrossenfeld abgehalten.
Die Vergleichsschau 2005 organisiert der Club Bremen, für 2006 hat Württemberg-Hohenzollern bereits das Votum bekommen.
NEUSEELÄNDERCLUB HANNOVER
Lorenz Paulus (1. Vorsitzender)