40. Clubvergleichsschau


Vorwort
„Wer ist denn der Züchter aus eurem Club“ wurde ich – der Schreiber dieser Zeilen noch während der Bewertung der Tiere von mehreren Züchtern, die als Helfer bei der 40. Clubvergleichsschau tätig waren – gefragt. „Der hat nämlich mit seiner Zuchtgruppe 389,5 Punkte bei den Roten erreicht und wird kaum noch zu schlagen sein“, so die weitere Information. Diese Nachricht ging wie ein Lauffeuer im Vereinsheim des KTZV Uffenheim herum, der dankenswerterweise seine geräumige Halle für diese Ausstellung zur Verfügung stellte.

Die Vorfreude bei der noch wenig bekannten ZGM Rüdiger und Christine Simon war aufgrund dieser Nachricht bereits vor Abschluss der Bewertung sehr hoch, bevor die unter den Züchtern bekannte ZGM Böhme/Meergarten mit sagenhaften 390 Punkten (2x 98 Pkt., 97,5 Pkt. und 96,5 Pkt.) der ZGM Simon den Titel wegschnappte. Zwar ärgerlich für die ZGM Simon, aber trotzdem kein Grund zur Traurigkeit, denn ein solches Ergebnis wünschen sich auch etablierte Züchter und Aussteller. Aber wie heißt es in Züchterkreisen „Oben ankommen ist nicht so schwierig wie oben bleiben“. Auf ein Neues also bei der 41. Vergleichsschau in Sachsen.

Eröffnung der Schau
Aber jetzt der Reihe nach. Die feierliche Eröffnung der Ausstellung, für die sich der Bayerische Club unter seinem Vorsitzenden Gerhard Loosen verantwortlich zeigte, fand unter der Schirmherrschaft des Landrates des LK Neustadt a. d. Aisch, Herr Walter Schneider, statt. In seinem Grußwort betonte er, dass sich „gerade die Weißen Neuseeländer aufgrund ihrer sehr guten Nutzeigenschaften rasch ausgebreitet haben“. Diese Aussage konnte den anwesenden WN-Züchtern nur ein müdes Lächeln entlocken, denn seit Jahren kämpfen sie gegen den Rückgang ihrer Rasse. Daran merkte man, dass Herr Landrat die Informationen über die Rassekaninchenzucht aus zweiter Hand bekommen hat. Manchmal knappe, aber auch sehr launige Grußworte der Ehrengäste, an der Spitze der Landesclubvorsitzende von Bayern Patrick Elting und ZDRK-Präsident Erwin Leowsky, umrahmten die Eröffnung; die anwesenden Aussteller nahmen das Gesagte wohlwollend zur Kenntnis mit dem Bewusstsein, dass diese ehrenamtlichen Funktionäre ihre Freizeit opfern, um die Belange der Rassekaninchenzucht gegenüber der Politik, aber auch gegenüber der Öffentlichkeit objektiv und sachlich zu vertreten.

Rassen in der Kritik
Von 120 Ausstellern aus 18 verschiedenen Clubs sind insgesamt 812 Tiere, 580 Rote und 232 Weiße Neuseeländer gemeldet worden. Der Gastgeber Bayern führte mit 254 Tieren die Liste vor Hannover mit 92 und Thüringen mit 86 Tieren an. Die Kaninchen sind nach dem ABCDSystem bewertet worden. Die Preisrichter wurden von den Clubs vorgeschlagen und sind somit selbst Züchter dieser Rassen, so dass davon auszugehen ist, dass auch die Feinheiten und Schwächen bei beiden Rassen erkannt worden sind. Als Obleute fungierten Erwin Leowsky und Heinz Zippel, Club Bremen.

Bei RN wurden genau 568 Tiere ausgestellt, 3 ZG fehlten. Als kleine Randnotiz sei anzumerken, dass auch die ZG des späteren Deutschen Meisters bei RN, Bernd Schaal, fehlte. Das Prädikat vorzüglich konnte 59 mal (= 10 %) vergeben werden; mit 3x 98 Pkt., 16x 97,5 Pkt. und 40x 97,0 Pkt. wird das Ergebnis bei zukünftigen Vergleichsschauen kaum noch zu steigern sein. „Wo Licht ist, folgt auch Schatten“ lautet ein abgedroschenes Sprichwort, dennoch genügten nur 12 Tiere nicht den Anforderungen des Standards. Ein Tier wurde wegen „feuchter Nase und verklebter Vorderläufe“ von der Bewertung ausgeschlossen. Bei den schweren Fehlern dominierten wie in den Vorjahren bei RN „weiße Büschel an den Ohrensäumungen, Kahlstellen an den Hinterläufen, Zahnfehler und Wammenansatz“ bei 1,0. Ein äußerst seltener schwerer Fehler war eine „schwarze Ohrensäumung“ bei einem Tier, was deutlich auf den bei RN vorhandenen Wildfarbigkeitsfaktor hinweist.

Bei etlichen Zuchten traten nach Aussage des Rassesprechers bei RN, Uwe Paulenz, Gewichtsprobleme auch bei Tieren der Monate Januar und Februar auf. Hierbei sollte die nächsten Jahre darauf geachtet werden, dass die Tiere in Typ und Bau nicht kurz und gedrungen und damit blockig, sondern laut Standard leicht gestreckt und walzenförmig gezüchtet werden. Zumindest könnten bei Einhaltung des Größenrahmens die Gewichtsprobleme in einigen Zuchten verringert werden. Aber auch etwas kleinerrahmige Tiere können dem Idealbild nahe kommen, zumindest wurde eine 0,1 aus der Zucht von Böhme/Meergarten mit 98,0 Pkt. bewertet.

In Position 2 wurden häufig bei 0,1 die Bemerkungen „vorne etwas lose bzw. loses Brustfell“ sowie bei 1,0 „lose Schultern“ und auch „eckige Hinterpartie“ auf den Bewertungsurkunden vermerkt. Diese Schwächen werden auch trotz strenger Selektion aus den Zuchten nie vollständig ausgemendelt werden können, schon deswegen nicht, weil beim Tausch oder Zukauf von phänotypisch fehlerlosen Zuchttieren das dahinter stehende Erbbild nicht erkannt werden kann. „Wer hoch bewertete Tiere aus fremden Zuchten ersteht, findet in seiner Nachzucht nicht nur die Vorzüge, sondern auch die latent vorhandenen Fehler dieses Tieres“ so der Leitspruch erfahrener Züchter.

Die Fellqualität wurde trotz haarungsbedingter Mängel größtenteils mit 14 Pkt. bewertet, obwohl immer noch Zuchten mit etwas längerem Deck- und Grannenhaar vertreten waren und damit die Bemerkung „weich, etwas lang bzw. etwas dünn“ auf den Urkunden nachzulesen war.

„In Position 4 sind gegenüber den Vorjahren die größten Fortschritte zu verzeichnen“, so Uwe Paulenz. Er schränkte jedoch seine Aussage ein, da immer noch „schlechte oder breite Ohrenhaltung“ sowie „faltiges Ohr“ von den Preisrichtern notiert wurde. Die Bemerkung „schwacher Kopf“ bei Rammlern war mit einer einzigen Bemerkung die absolute Ausnahme. ´Die Deckfarben streuten von „burgunderfarbig bis weinrot mit rußigem Anflug“, gerade in dieser Position scheint also noch Handlungs- und Verbesserungsbedarf zu herrschen. Über die im Standard „sattrote Farbe“ herrscht auch noch Uneinigkeit unter den Züchtern und damit wird auch die oben genannte Streuung in Position 5 erhalten bleiben.

Fehler, die das Gesamturteil schmälerten, waren wie in den Vorjahren „weiß durchsetzt, dunkle Ohrenränder“ sowie „melierte Deckfarbe“. Die letzte Bemerkung, die so nicht im Standard zu finden ist, bedeutet wohl eine „blasse mit wenig Glanz“ versehene Decke, bei der unter Umständen noch abgestorbene Haare durch einsetzende Haarung den Eindruck „meliert“ verstärken.

Bei der Beurteilung der Unterfarbe war häufiger als in den Vorjahren „hellt auf“ nachzulesen. Auch diese Position sollte in Zukunft wieder mit größerer züchterischer Sorgfalt beachtet werden. Mich hingegen ärgert die Bemerkung „feine Deck- und Unterfarbe“, die mit 14,5 Pkt. und 9,5 Pkt. bewertet wird. Was soll hiermit ausgedrückt werden; sind diese beiden Positionen vom Züchter nicht mehr zu verbessern oder ist er auf gutem Wege, den Idealzustand zu erreichen?

Von den 238 gemeldeten WN fehlten 2 ZG; 33 v-Tiere (= 14 %), (1x 98,0 Pkt., 13x 97,5 Pkt., 19x 97,0 Pkt.) zeugten trotz Rückgang der Tierzahlen von einem ungebrochen hohem Zuchtstand, auch wenn die „sparsame“ Bewertung bei der Bundesschau 2013 dieses Urteil nicht bestätigen kann.

3 Tiere wurden wegen „Kahlstellen, Geschlechtsmissbildung und Wammenansatz“ ausgeschlossen. Auch warnte der WN-Rassesprecher Hartmut Peters die Züchter vor der Zucht mit kleinrahmigen Tieren, wodurch die Nachzucht Gewichtsprobleme, auch bei ausgewogener Fütterung, bekommen könnte. Bestätigt werden konnte seine Aussage durch Tiere, die das notwendige Normalgewicht von 4 kg nicht überschritten haben. Nahezu die gesamte Palette körperlicher Schwächen wurde in Position 2 aufgeführt. Hier war die Rede von „vorstehenden Hüftknochen; leichtem Durchtreten, loser Fellhaut“ bis hin zu „wenig Bodenfreiheit“ und „tiefliegenden Augen“. Die letzte Bemerkung ist sicher die Konsequenz der zunehmenden Schädel- und Stirnbreite.

Die Fellqualität konnte gegenüber dem Vorjahr nicht merklich verbessert werden. Tiere mit „weichen Fellen, geringer Dichte sowie langer Granne“ waren wieder verstärkt vertreten. Bei Tieren mit „ungleicher Haarlänge an der Brust“ wurde entweder zu viel des Guten geputzt oder die Granne fehlte haarungsbedingt an der Brust. Auch „Stirnbüschel“ minderten das Gesamturteil.

Seit Jahren ist „Kopf und Ohr“ die Paradeposition bei den WN, mit denen gepunktet werden kann. Die Spitzenzuchten aus dem Saarland und Thüringen überzeugten aber nicht nur in diesen Positionen, sondern auch im Typ und der Fellqualität. Bedingt durch die Haarung, aber auch aufgrund mangelhafter Fellstruktur mussten in „Farbe und Gleichmäßigkeit“ Punkte liegen gelassen werden.

Meister und Sieger
Bei RN gewann der Club Hannover den 1. Platz (3 ZG von 3 verschiedenen Züchtern) mit 1164,5 Pkt. vor Thüringen (1163 Pkt.) und Bayern (1158 Pkt.). Die Meisterschaft der Clubs bei WN gewann der Club Thüringen mit 1163 Pkt. vor dem Club Saar (1162 Pkt.) und dem Gastgeber Bayern (1158,5 Pkt.). Wie bereits im Vorwort angekündigt, konnte bei RN die ZGM Böhme/Meergarten (Club Thüringen) mit 390 Pkt., darunter 2 Häsinnen mit je 98 Pkt. bewertet, die Einzel-Meisterschaft vor der ZGM Simon (Club Hannover) mit 389,5 Pkt. gewinnen. Die erstgenannte ZGM errang auch den Titel für die besten 2,1; die zweitgenannte als „Trostpflaster“ den Dr. Kissner-Gedächtnispreis auf die 7 besten Tiere mit einem Durchschnitt von 97,3 Pkt. Auf dieses Ergebnis kann die ZGM Simon, die erst vor zwei Jahren in den Neuseeländerclub Hannover eingetreten sind, mit Recht stolz sein. Dasselbe gilt natürlich auch für die in Züchterkreisen etablierte ZGM  Böhme/Meergarten. 3. Clubmeister mit 388 Pkt. wurde Günter Hahn (Hannover), ebenfalls ein Altbekannter unter den RNZüchtern Deutschlands, gleichzeitig zeigte er auch den besten 1,0 mit 97,5 Pkt. Die beste 0,1 mit 98 Pkt. kam aus der Zucht von Franz Hollermann vom Club Weser-Ems; die Häsin überzeugte sowohl im Typ (19,5 Pkt.) als auch in der Fellqualität (14,5 Pkt.). Weitere hoch bewertete ZG zeigten: Manfred Kaulich mit 387,5 Pkt. (Club Rheinland), Michael Geiger (Bayern), Bernd Napieralla und ZGM Simon (beide Hannover) sowie ZGM Bosse/Esslage (Weser-Ems) mit je 387,0 Pkt. Roland Meiz, ZGM Böhme/Meergarten, Herbert Sillman (alle Thüringen), Manfred Fauser  Berlin-Mark Brandenburg), Gerhard Gros (Saar) sowie ZGM Paulus (Hannover) mit je 386,5 Pkt. ZGM Simon (Hessen-Nassau), Siegfried Marks, Matthias Schulze, ZGM Paulus (alle Hannover) sowie R. Meiz mit 386,0 Pkt

Gruppensieger bei RN stellten folgende Züchter: ZGM Simon (2x 97,5 Pkt.), Günter Hahn (97,5 Pkt.), Siegfried Marks (97 Pkt.) vom Club Hannover, ZGM Böhme/Meergarten (2x 98,0 Pkt.) vom Club Thüringen sowie ZGM Bosse/Esslage (97,5 Pkt.) vom Club Weser-Ems. Der WN-Einzel-Meistertitel auf die beste ZG ging mit 389,5 Pkt. an Hans-Joachim Bollmann vom Club Saar, derselbe Züchter errang auch den Heinrich-Hartjes-Gedächtnispreis auf 7 beste Tiere sowie den Titel auf beste 2,1. Nahezu alle Titel abgeräumt, herzlichen Glückwunsch nochmals! Vizemeister mit 388,5 Pkt. wurde mit Dietmar Fiedler ebenfalls ein altbekannter Züchter. Seine beiden Clubfreunde aus Thüringen Rainer Harter und Harri Hoffmann stellten den besten 1,0 mit 97,5 Pkt. sowie die beste 0,1 mit 98 Pkt. Ein schöner Zuchterfolg, der nur in Gemeinschaft erreicht werden kann. Den 3. Clubmeistertitel errang Waldemar Meisberger mit 388,0 Pkt. Auch die Clubfreunde aus dem Saarland schätzen die
Zusammenarbeit, der Erfolg gibt ihnen Recht.

Weitere hervorragende ZG gehörten: ZGM Weide (Club Rheinland) und Harri Hoffmann (Thüringen) mit je 387,5 Pkt., Wolfgang Richter (Sachsen), Rainer Harter (Thüringen) und H. J. Bollmann (Saar) mit je 387,0 Pkt., Jürgen Meier (Hannover) und Erwin Fritz (Bayern) mit 386,5 Pkt., Uwe Mader (Hannover) sowie Adolf Grasser und Hans Warter (Bayern) mit 386,0 Pkt.

Die Gruppensieger bei WN stellten: Ernst Baier (Sachsen-Anhalt), Dietmar Fiedler (Thüringen), W. Richter (Sachsen) sowie W. Meisberger (Saar) mit je 97,5 Pkt. Die Ausstellung und das damit verbundene Rahmenprogramm – ein Ausflug nach Würzburg während des Bewertungstages und der Zu?chterabend – wurden von Gerhard und Brigitte Loosen und ihrem Team hervorragend organisiert, auch wenn ein Vortrag von Brigitte Loosen und Peter Kalugin u?ber das Schaffen von Dr. Kissner, einem Pionier der RN-Zucht, nicht bei allen Gästen am Zu?chterabend Anklang fand. Die meisten wollten einfach nur feiern und sich unterhalten und waren auf keinen Fachvortrag eingestimmt, obwohl dessen Vorbereitung viel Zeit in Anspruch nahm. Letztendlich bleiben bei uns Zu?chtern die positiven Eindrücke hängen. Also nochmals herzlichen Dank an die Bayern fu?r die gute Vorbereitung.

Lorenz Paulus

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