37. Clubvergleichsschau


Ausrichter der 37. überregionalen Vergleichsschau der Neuseeländerzüchter Deutschlands war diesmal mit Saarland einer der kleineren Clubs im ZDRK. Aber mit Hilfe der Vereinsmitglieder des KlZV SR154 Gehweiler und des Clubs Rheinland-Pfalz mit dem Vorsitzenden Klaus Walgenbach hat der Clubvorsitzende Waldemar Meisberger mit seiner Mannschaft in der Liebenburghalle in Namborn zum zweiten Mal nach 2003 eine für alle
Aussteller überzeugende Schau auf die Beine gestellt. Zwar wurde von etlichen Ausstellern die offizielle Eröffnung der Schau unter der Schirmherrschaft des Bürgermeisters der Gemeinde Namborn Günter Rein am Samstagvormittag vermisst, aber dies wurde im Rahmen des gemeinsamen Züchterabends mit einer Reihe von Ehrengästen samstagabends nachgeholt.

An der Spitze der Ehrengäste standen neben dem Schirmherrn die LV-Vorsitzenden Ernst Gilcher, Saarland sowie Harald Jung, Rheinland-Pfalz. Des Weiteren waren am Züchterabend der 2. Vorsitzende des LV Saar, Kunibert Schmidt sowie der LV-Kassierer Kunibert Harras als auch der PV-Vorsitzende des LV Saar Karl-Heinz Schneider anwesend. Da unerwartet der benachbarte Karnevalsverein, der das Unterhaltungsprogramm bestreiten sollte, abgesagt hatte, konnten die Reden der Ehrengäste sowie die Ehrung der erfolgreichen Aussteller einen größeren Zeitrahmen einnehmen. Ernst Gilcher betonte dabei, dass die „Rassekaninchenzuchtim dicht besiedelten Saarland tief verwurzelt und bei der Freizeitbeschäftigung eine wichtige Rolle“ spielt.

Weiße Neuseeländer in der Kritik
Da der gewählte WN-Rassesprecher Jürgen Castens kurzfristig sein Amt niedergelegt hat, gab AG-Sprecher Lorenz Paulus einen Überblick über die Qualität der Weißen. Die Bewertung der Zuchtgruppen schwankte zwischen 389 und 372 Punkte, der Berichterstatter sprach dabei von zwei Ligen. Der Champions-Legue, die sich größtenteils aus Züchtern von Thüringen, Hessen-Nassau sowie den Gastgeber Saarland rekrutieren, steht dabei die Regionalliga gegenüber, deren Züchtern es zwar immer wieder gelingt, in die Profiliga aufzusteigen, aber sich dort nur kurzfristig halten. Besonders deutlich wurde dieser Vergleich in den beiden Positionen Körperform, Typ und Bau sowie Fellstruktur. Dabei war es nicht die im Standard geforderte Bodenfreiheit, diese Bemerkung stand kein einziges Mal auf den Karten, sondern Tiere, die gerade ihr unterstes Gewichtslimit von 4 kg erreichten und in Position 2 mangels Körpermasse Punkte einbüßten. Fazit wäre also, 4000 g-Tiere in Zukunft bei bundesweiten Ausstellungen zu Hause zu lassen. Häufig waren auch loses
Brustfell oder gar lose Fellhaut, bevorzugt bei Häsinnen, nachzulesen.

In Position 3 setzten sich die Unterschiede in den Zuchten um einiges deutlicher fort. In den Spitzenzuchten waren hervorragende Fellträger mit dichten, aber auch gut begrannten Fellen vertreten, die sogar mit 14,5 Punkten belohnt wurden, eine Häsin aus der Zucht von Heino Kühne, Club Thüringen, wurde sogar mit 15 Punkten bewertet. Es waren aber auch die nicht unerwünschten weichen Felle, teilweise noch mit überstehender Granne, vertreten. Bei zwei Drittel aller Zuchten wurden bei der Bewertung der Kopf-Position 14,5 bis 15 Punkte vergeben, das Ohr wurde durchschnittlich mit 14 bis 14,5 Punkte bewertet.
Hierbei wurde häufig faltiges Ohr bemängelt, während die Länge der Ohren zwischen 10,5 bis 12 cm mit der Körpergröße gut korrelierte. Tiere mit 4,8 kg wiesen häufig ein 12 cm langes Ohr (Standard 10,5 – 11,5 cm) auf, das aber immer noch gut zum Typ passte und auch im Einzelfalle bei stabiler Struktur und v-förmiger Tragweise mit 15 Punkten bewertet wurde. Tiere mit weichem Fellhaar erhielten bei der Beurteilung der Deckfarbe nicht die Zehn, da meist der erforderliche Glanz, der durch eine stabile Begrannung zustande kommt, fehlte.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Spreu vom Weizen bevorzugt bei der Beurteilung von Typ und Bau sowie der Struktur des Fellhaares getrennt wurde, während in den darauf folgenden Positionen (Kopf/Ohr/Deckfarbe) 80 % aller ausgestellten Zuchtgruppen sehr gute bis hervorragende Ergebnisse erzielten; bei der Ohrposition ist noch mehr Luft nach oben als in der Beurteilung der Köpfe.

Es wurden 291 WN bewertet, dabei wurden 29 Tiere mit vorzüglich (= 13 %) vergeben. Viermal wurde die Traumnote 98 Punkte erzielt; 5 Tiere erhielten 97,5 Punkte und 20mal 97,0 Punkte. Diesem herausragenden Ergebnis standen elfmal die Note „nb“ (4 %) gegenüber, die vorwiegend Rammler mit Wammenansatz, Zahn- und Geschlechtsmissbildung betrafen.
Club Thüringen konnte wie in Vorjahren den 1. Platz (3 beste ZG mit 1161,5 Punkten) vor dem Gastgeber Saar (1161,0 Punkte) und Club Württemberg-Hohenzollern (1158,0 Punkte) belegen. War in den vorhergehenden Zeilen noch die Rede von seit einigen Jahren etablierten Spitzenzuchten, so war Klaus Ulrich vom Club Saarland, der phänomenale 389 Punkte (2x 97,5 / 2x 97,0) erreichte und somit den Meistertitel vor zwei bekannten Züchtern – Klaus Heimann vom Club Hessen-Nassau (388,5 Punkte) und Rainer Harter vom Club Thüringen (387,5 Punkte) erreichte, doch für viele eine Überraschung. Der Verdacht von Bonuspunkten für den Gastgeber war schnell geäußert; wer sich jedoch die Mühe machte, die Tiere genauer zu betrachten, konnte erkennen, dass es sich bei den Februar-Häsinnen um typische Vertreter dieser Rasse handelte, die ihr Plus in den vollständig ausgereiften Fellen sowie den geschlechtsspezifisch imposanten Stirn- und Schnauzbreite besaßen.

Weitere hoch bewertete Zuchtgruppen stellten folgende Züchter:
Hans Amann (Württemberg-Hohenzollern) mit 387,5 Pkt.;
Adolf Bruckner (Baden), Dietmar Fiedler sowie André Fink (Thüringen) mit je 387,0 Pkt.;
Hartmut Peters (Hannover) und Peter Nolpert (Sachsen) mit je 386,5 Pkt.;
Waldemar Meisberger, Manfred Born (beide Saar), Henri Hoffman, André Fink (Thüringen) sowie Ernst Baier (Sachsen-Anhalt) mit je 386,0 Pkt.

Der beste 1,0 kam mit 98 Punkten aus der Zucht von Klaus Heimann, einem imposanten Vertreter, der nicht nur den blockigen Typ mit ausreichend Bodenfreiheit, sondern auch eine nahezu ideale Fellstruktur in sich vereinigte. Derselbe Züchter stellte auch einen Gruppensieger mit 97 Pkt. Ebenfalls mit 98 Punkten wurde die Siegerhäsin von Waldemar Meisberger bewertet, die in den Positionen 2 und 3 (19,5 sowie 14,5) eindeutig gegenüber der Konkurrenz punktete. Zwei weitere Tieren mit je 98 Punkten von Hans Amann und Rainer Harter standen den Siegertieren qualitativ kaum nach, es reichte aber nur zum Gruppensieger.
Das Quartett der Gruppensieger wurde durch eine 0,1 mit 97,5 Punkten aus dem Stall von Peter Mappus (Hessen-Nassau) ergänzt.

Rote Neuseeländer
Dem Bericht von Uwe Paulenz, Rassesprecher RN, war zu entnehmen, dass von 443 gemeldeten Tieren 423 bewertet worden sind. Insgesamt wurde 21mal „vorzüglich“ (= 5 %) vergeben, 110 Vertreter (= 26 %) erhielten die Note „hervorragend“, 283 RN (= 67 %) wurden mit „sehr gut“ beurteilt. 7 Tiere sind mit „nb“ (= 1,7 %) bewertet. Die Bemerkungen reichten hierbei von verzeihbaren „weißen Büscheln“, heftig umstrittenen „Wammenansatz“ bis zu eindeutigen „Zahnfehlern und Geschlechtsmissbildungen“, die der Züchter hätte feststellen können. Bis auf eine Zuchtgruppe, die bereits im Gewicht kräftig Punkte einbüßte, befanden sich die
Tiere in ihrem Gewichtsrahmen von 4 bis 4,5 kg. Trotz des frühen Ausstellungstermins sollten Tiere von Januar doch deutlich die Gewichtsgrenze von 4 kg überschritten haben, was aber beileibe nicht der Fall war. In einigen Zuchten sind noch viel züchterischer Fleiß notwendig, damit die Beurteilung der Position 2 sich in den nächsten Jahren verbessert, die Bewertung schwankte zwischen 17,5 und 19 Punkten, wobei das Gros der Tiere mit 18,5 Punkten bewertet wurde. Die häufigsten Bemerkungen streuten dabei von „vorn verjüngt“ bzw. „schmale Schulterpartie“ bis „loses Brustfell“ sowie „Hinterpartie leicht eckig“.

Die Felldichte und Fellstruktur hat sich, vor allem bei Häsinnen, gegenüber den vergangenen Vergleichsschauen nachhaltig verbessert, 14,0 und teilweise 14,5 Punkte waren der Lohn für die sehr gute Fellqualität. Nur die Felldichte zu erhöhen, nicht aber die Fellstruktur zu beachten, hatte die Bemerkung „dicht, aber weich“ zur Folge. In diesen Zuchten gilt es zu beachten, dass neben einer dichten Unterwolle auch eine gute Begrannung vorliegt, die der Fellstruktur die notwendige Stabilität verleiht. Mit Züchterworten ausgedrückt, heißt es, das Fell muss „griffig sein und laufen“. Neben etlichen Zuchtgruppen, in denen das gesamte Quartett 14,0 Punkte erreichten, ragte eine ZG der ZGM Paulus mit 3x 14,5 und 1x 14 Punkten sowie eine ZG der ZGM Bührig/Schulze (Club Hannover) mit 2x 14,5 und 2x 14,0 Punkten aus der Reihe sehr guter
Fellträger heraus.

Die Position „Kopf und Ohr“ konnte in den letzten Jahren deutlich stabilisiert werden; überwiegend wurden 14 bis 14,5 Punkte vergeben. Einige typische Vertreter, meist Rammler, haben auch voll gepunktet. In dieser Position ragte eine ZG von Roland Meiz und Rolf Messerschmidt, Club Thüringen, heraus, die aber in der Fellqualität Punkte eingebüßt haben. Bei „weißer Durchsetzung“ der Decke oder der Ohrenränder und bei Rußanflug wurden die Tiere in der Deckfarbe, je nach Grad der Durchsetzung und des Anflugs, mit 13,0 und 13,5 Punkten abgestraft. 95 % aller Tiere erhielten in der Deckfarbe 14,0 bis 14,5 Punkte, d. h. keine einzige Zuchtgruppe ragte in dieser Position heraus. Nur 2 Tiere erhielten 15 Punkte, was eventuell die Folgerung zulässt, dass die Lichtverhältnisse zu Beginn der Bewertung in den frühen Morgenstunden noch nicht ideal war, um eine genauere Differenzierung bei der Deckfarbe zu treffen. Die alternative Schlussfolgerung wäre, dass das vom Standard geforderte Sattrot in nahezu allen Zuchten genetisch so verankert ist, so dass die Unterschiede für den Betrachter kaum noch ins Gewicht fallen. Der Schreiber dieser Zeilen konnte jedoch feststellen, dass sehr wohl noch Unterschiede in „Deckfarbe und Gleichmäßigkeit„ vorgelegen haben, aber jedoch nicht in der Deutlichkeit wie noch vor einigen Jahren. Nahezu gänzlich verschwunden ist, wenn man die Bewertung zugrunde legt, der Rußanflug in der Decke.

Bei der Beurteilung der Unterfarbe standen 10 und 9,5 Punkte einander im Gleichgewicht. Nur bei einem einzigen Tier wurden mit „aufgehellter Unterfarbe“ Punkte abgezogen, so dass in dieser Position keine wesentlichen Einbußen festzustellen waren. Fazit dieser Bewertung war, dass in der Regel bereits in Position 2 bis 3 „der Hammer gefallen“ war; mit einer 19 und 14,0 – 14,5 waren diese Tiere auch im oberen Drittel der Bewertung wieder zu finden.

Den Titel des Vergleichsmeisters bei RN (für 3 beste ZG bei 3 verschiedenen Züchtern) errang der Club Hannover mit 1159 Punkten vor Club Thüringen mit 1157,5 Punkten und Club Baden mit 1156 Punkten. Clubmeister bei RN mit 387 Punkten wurde ZGM Paulus (Club Hannover) – in dieser ZG stand auch die beste 0,1 mit 97,5 Punkten – vor Otto Volkmann (Club Baden) und ZGM Böhme/Meergarten (Club Thüringen) mit je
386,5 Punkten. Den besten 1,0 mit 97,5 Punkten zeigte Erich Feigl, Club Bayern. In diesem Zusammenhang möchte der Autor dieser Zeilen anmerken, dass die Rammler aus der Zucht von Böhme/Meergarten die ausgeglichenste Bewertung in Position 2 – 4 aufwiesen und nach dem Besitzerwechsel sicherlich manche Zucht verbessern werden.

Weitere hoch bewertete Zuchtgruppen stellten folgende Züchter (nach Clubs geordnet):
ZGM Paulus (387 Pkt. / 385,5 Pkt.), Ernst Westedt (386,5 Pkt.) sowie ZGM Bührig/Schulze (385,5 Pkt.) vom Club Hannover; Roland Meiz, Rolf Messerschmidt und ZGM Böhme/Meergarten mit je 385,5 Punkten vom Club Thüringen und Erich Feigl vom Club Bayern sowie Bosse/Esslage vom Club Weser-Ems mit je 386 Punkten. Gruppensieger mit jeweils 97,0 Pkt. stellten die Zuchtfreunde Günter Hahn und Hubert Weber
(Club Hannover), Hubert Merz (Club Hessen-Nassau), Otto Volkmann (Club Baden) sowie die Zuchtgemeinschaften Böhme/Meergarten (Club Thüringen), Bosse/Esslage (Club Weser-Ems), Geiger (Club Bayern) und Paulus (Club Hannover).

Bei der abschließenden Herbsttagung am Sonntagvormittag im Landhotel Rauber in Oberthal waren Club-Delegierte aus 16 von 20 Landesverbänden anwesend. Bei dieser Versammlung sind die Anträge der Clubs Hannover und Thüringen bezüglich der Wünsche einer Standardänderung bei RN und WN detailliert besprochen worden. Diese sollen bei der nächsten Ostertagung 2011 in Bremerhaven endgültig beschlossen werden, um sie an die ZDRK-Standardkommission einreichen zu können.

Weiterhin sind alle wichtigen Beschlüsse, die in der 40jährigen Geschichte der Clubvergleichsschauen formuliert und mehr oder weniger eingehalten worden sind, von Brigitte Loosen (Club Bayern) und Elisabeth Paulus (Club Hannover) zusammengefasst und auf den neuesten Stand gebracht worden. Diese Beschlüsse müssen ebenfalls bei der kommenden Ostertagung unter dem Dach der AG neu abgestimmt werden. Die Tagung
schloss mit der Bitte des Clubs Bremen, Gastgeber der nächsten Vergleichsschau und der damit verbundenen Ostertagung, sich zahlreich an beiden Veranstaltungen zu beteiligen.

Lorenz Paulus

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